»Die Unternehmen, die bisher in Sachen Digitalisierung nichts gemacht haben, betreiben jetzt operatives Krisenmanagement. Zwar sind technisch einige Dinge in Bewegung geraten – natürlich auch zwangsläufig –, aber der echte Veränderungswille fehlt. Das merkt man vor allem daran, dass Unternehmen zwar nach außen einen modernen Anstrich zeigen, aber kreative Köpfe nicht lange bei sich halten können«, so Dr. Josephine Hofmann, Mitverfasserin der Studie und Leiterin des Bereichs Zusammenarbeit & Führung am Fraunhofer IAO. Das belegen auch die Ergebnisse der Studie. So hat ein Großteil der Befragten die Fähigkeit, Bedrohungen und Chancen für das bestehende Geschäftsmodell frühzeitig zu erkennen, positiv eingeschätzt. Doch bei der Einschätzung, daraufhin zügig zukunftsorientierte Handlungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, fallen die Ergebnisse schlechter aus. Den Fragen in Bezug auf eine innovationsorientierte Unternehmenskultur sind zwar gute Werte für eine gelebte Vertrauenskultur und authentisches Führungsverhalten zu entnehmen. Doch 48 Prozent der Befragten nahmen bei der Aussage, dass kreative Mitarbeitende angezogen und im Unternehmen bleiben, eine »teils / teils«-Haltung ein. Dieses gemischte Bild zeigt sich auch in der Unzufriedenheit der Befragten mit dem Stand der digitalen Transformation. 30 Prozent sind voll und ganz zufrieden bzw. eher zufrieden – 70 Prozent sind es jedoch nicht.
Querdenker statt Silberrücken: Es braucht Bewegung, Offenheit, Veränderungsfähigkeit
Dass Unternehmen weniger ein Erkenntnis- sondern vielmehr ein Umsetzungsproblem haben, könnte laut dem Forschungsteam daran liegen, dass die Wirtschaft auf eine lange Phase von anhaltendem Wachstum zurückblicken kann. Demnach mussten bisherige Handlungsweisen auch nicht hinterfragt werden. Die digitale Transformation wurde demnach eher als eine Art Option betrachtet, nicht jedoch als erfolgsentscheidende Unternehmensstrategie. Nur 50 Prozent der Befragten gaben an, dass es eine zentrale Strategie zur Digitalisierung gibt, der Rest beschränkt sich auf partielle Strategien oder pilothafte Umsetzungen. Was es laut dem Expertenteam brauche ist Bewegung, Offenheit und Veränderungsfähigkeit, um sich von bekannten Bahnen zu lösen, neue Strategien und Märkte zu identifizieren. Dafür seien zukünftig Querdenker und neue Methoden gefragt, die Räume für Innovationen und Scheitern bieten, anstelle von erfolgreichen »Silberrücken«, die an Altbewährtem festhalten.
»Wirksame Führung ist für das Gelingen von Innovationen und Transformationen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Studie hat offengelegt, dass es hier offensichtlich noch Nachholbedarf in einigen wesentlichen Punkten gibt. Beispielsweise mangelt es in vielen Unternehmen an einer Führung, die die Welt von morgen überzeugend, inspirierend und glaubhaft verkörpert, an einer ›gesunden Paranoia‹, um die Veränderungsnotwendigkeit rechtzeitig zu erkennen und an einer Kultur, die den Beitrag zur Veränderung als Managementleistung entsprechend bewertet und honoriert«, erklärt Markus Gehrt, Geschäftsführer und Partner der Personalberatung Rochus Mummert Executive Consultants GmbH.