Mit der Digitalisierung wächst der Anteil digitaler Prozesse und Leistungsangebote in Unternehmen. Maschinen und Anlagen mit digitalen Komponenten sind nun in der Lage, Produktionsausfälle frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Das kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Produktivität und Funktionssicherheit des Unternehmens steigern. Um die digitalisierte Produktion langfristig funktionsfähig zu gestalten, ist ein systemischer Ansatz notwendig, in dem Produkte und digitale Servicekomponenten von Anfang an integriert entwickelt werden. Solche smarten Produkt-Service-Systeme ermöglichen eine passgenaue Abstimmung der Services, z.B. Wartungen und Updates, auf die erforderlichen Produktbereiche. Jedoch stellt diese Entwicklung Unternehmen auch vor zahlreiche Herausforderungen, angefangen vom fehlenden Gesamtkonzept über die Wahl der geeigneten Methoden hin zum Aufbau personeller Kompetenzen.
Smarte Produkt-Service-Systeme werden höheren Stellenwert in Unternehmen einnehmen
Im Verbundprojekt »bi.smart« fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Erstellung innovativer Vorgehensmodelle und Werkzeuge für Unternehmen, um die integrierte Entwicklung von smarten Produkt-Service-Systemen insbesondere in KMU zu unterstützen. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO liefert als einer der neun Projektpartner aus Forschung und Praxis jetzt eine erste Bestandsaufnahme zum aktuellen Wissensstand über Produkt-Service-Systeme und ermittelt Unterstützungsbedarfe aus der Industrie. Die Ergebnisse der Befragung von 71 deutschen Unternehmen hat das Forschungsteam in der Studie »Smarte Produkt-Service-Systeme« zusammengefasst. Deutlich wird vor allem, dass die reine Produktentwicklung in Zukunft einer integrierten und digitalen Systementwicklung weichen wird, jedoch bislang die nötigen Kompetenzen und Umsetzungsstrategien weitegehend fehlen.
Mut zum Wandel – aber mit großem Unterstützungsbedarf
Dass Produkt-Service-Systeme bereits Einzug in den industriellen Alltag genommen haben, bestätigen auch die Angaben der befragten Unternehmen zur zukünftigen Verteilung des F&E-Budgets zu Gunsten der Dienstleistungs- und Systementwicklung. Viele Unternehmen stehen jedoch noch am Anfang des Wegs. Dies zeigt der breite Unterstützungsbedarf über verschiedene Themenfelder hinweg, wie z.B. die Bereitstellung geeigneter Methoden, die Implementierung intelligenter Komponenten, die Kundenintegration und passende Geschäftsmodelle – wobei die Bedarfe je nach Erfahrenheit der Unternehmen mit smarten Systemen variieren. Aus den Ergebnissen geht auch hervor, dass eine Verzahnung von Produkt- und Dienstleistungsentwicklung auf Basis bereits bestehender Modelle ermöglicht werden solle. Denn eine komplette Neuausrichtung aller laufenden Unternehmensprozesse stelle für die meisten Unternehmen eine kostspielige Hürde dar. Für einen ersten Schritt aus der Methodik in die praktische Umsetzung kann es besonders für kleine und mittlere Unternehmen förderlich sein, mit einem kleineren, überschaubaren Pilotprojekt zu beginnen, um erste Erfolge und vorhandene Problemstellen zu erkennen.
Ziel des Projekts »bi.smart« wird es sein, ausgehend von möglichen Einstiegsszenarien und konkreten Anforderungen geeignete Vorgehensmodelle für die Entwicklung smarter Produkt-Service-Systeme zu konzipieren, die für Unternehmen jeder Größe und Branche einsetzbar sind. Die Studienergebnisse des Fraunhofer IAO liefern dafür eine wichtige Grundlage und bieten darüber hinaus eine konkrete Hilfestellungen, um Unternehmen bei der Entwicklung von intelligenten Systemen zu unterstützen.