Die Zukunft der Arbeit ist hybrid

The new normal

© Fraunhofer IAO, Illustration: Thomas Kuhlenbeck

Die Coronakrise hat ganze Belegschaften ins Homeoffice katapultiert. Die Folgen davon beschäftigen Personaler*innen weltweit. Dr. Josephine Hofmann, Leiterin Team Zusammenarbeit und Führung beim Fraunhofer IAO, forscht seit vielen Jahren zu »New Work«. Sie sieht in der Krise eine Chance, Arbeit neu zu organisieren.

Herausforderung

Am 13. März 2020, zwei Tage nachdem die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch der Covid-19-Krankheit als Pandemie eingestuft hatte, veröffentlichte Dr. Josephine Hofmann einen Blogeintrag im IAO-Blog, der in kurzer Zeit alle Klickrekorde des Instituts brach. Der Titel: »Home Office in Zeiten des Coronavirus – 12 Tipps für die kurzfristige Umsetzung«. Das historische Ereignis »Corona« hatte das Thema »Flexibles Arbeiten« quasi über Nacht auf die To-do-Listen von Unternehmen weltweit gehievt.

»Früher wurde ›Telearbeit‹ eher als Wohlfühlthema für die digitale Bohème angesehen«, sagt Josephine Hofmann, Leiterin Team Zusammenarbeit und Führung beim Fraunhofer IAO, die bereits seit 2012 zu dem Thema forscht. »Und plötzlich wurde die gesamte Wirtschaft zu einer Art Reallabor für ›New Work‹«. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Unternehmen und Behörden in Deutschland sie um Unterstützung bei der Umsetzung neuer Arbeitsmodelle baten. Eine komplexe Aufgabe, die nach individuellen Lösungen verlangt. »Es ist ja nicht damit getan, dass man die Leute einfach ins Homeoffice schickt«, sagt Hofmann.

Aufgabe

Vielmehr, so Hofmann, erfordere »New Work« eine neue Arbeitskultur. Zahlreiche Fragen verlangten nach Antworten: Wie organisiert man Arbeit unter den neuen Bedingungen? Wie funktioniert Führung? Wie hält man Teams zusammen? Wie misst man Leistung? Und nicht zuletzt: Wie können sich Mitarbeiter*innen vor Belastungen durch ein Zuviel an Flexibilität schützen? Und wie müssen eigentlich Büros konzipiert sein, wenn ein Teil der Belegschaft regelmäßig zu Hause arbeitet? »Wenn ›New Work‹ gelingen soll, müssen sich alle bewegen«, sagt Hofmann. »Alle können aber auch unheimlich viel gewinnen.« Das zeigen auch die Studien, die Josephine Hofmann und ihr Team im Corona-Jahr publiziert haben.

Bereits im Mai 2020 veröffentlichte das Fraunhofer IAO gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung DGFP e.V. die Ergebnisse einer Befragung der Personalleiter*innen von rund 500 deutschen Unternehmen mit dem Titel »Arbeiten in der Corona-Pandemie – auf dem Weg zum New Normal«. Rund 70 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen größtenteils auf Heimarbeit umgestellt habe. Die Studie zeigt aber auch, dass es umfassende Strategien braucht, um die Herausforderungen des digitalen Arbeitens zu bewältigen.

Lösung

Im Dezember 2020 folgte mit der Studie »Arbeiten in der Corona-Pandemie – Leistung und Produktivität im New Normal« dann eine detaillierte Folgeanalyse der Daten. Die Befragung zeigte, dass die Produktivität der Unternehmen überwiegend gleichgeblieben ist oder sogar erhöht werden konnte. Offen ist hingegen die Frage, wie Unternehmen die Leistung ihrer Mitarbeiter*innen künftig bewerten wollen, wenn Präsenzzeiten an Bedeutung verlieren. »Antworten auf Fragen wie diese werden erst entwickelt werden müssen«, sagt Hofmann.

Insgesamt habe der Innovationsschub in Richtung »Flexibles Arbeiten« angesichts der Corona-Krise den Unternehmen, Organisationen aber auch der Gesellschaft als Ganzes  eine Tür aufgestoßen. Die Zukunft der Arbeit, so Hofmann, werde hybrid sein, also zum Teil im Betrieb geleistet werden und zum Teil von zu Hause aus. »Wir haben ja jetzt gelernt, was alles machbar ist, und welche Vorteile das hat.«

 

Jetzt haben wir die Chance, den Wandel einzuleiten.

Dr. Josephine Hofmann, Leiterin Team Zusammenarbeit und Führung

»Lange Zeit wurde ›Flexibles Arbeiten‹ als Wohlfühlthema der Digitalen Bohème angesehen. Doch mit der Corona-Krise wurde Deutschland plötzlich zum Reallabor für den Umbau der Arbeitswelt. Binnen weniger Wochen stellte ein großer Teil der Unternehmen auf mobiles Arbeiten um. Viele merkten schnell, dass das Homeoffice mehr sein kann als eine Notlösung. Richtig organisiert kann es die Produktivität eines Unternehmens und die Zufriedenheit unter den Mitarbeiter*innen erhöhen. Unser Ziel ist es herauszufinden, wie Arbeit organisiert sein muss, damit ›New Work‹ einen echten Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiter*innen bedeutet. Wie sieht Führung unter diesen Bedingungen aus? Welche Fähigkeiten müssen Mitarbeiter*innen entwickeln? Wie misst man künftig Leistung? Klar ist: Wenn die Neugestaltung der Arbeitswelt gelingen soll, müssen sich alle ein Stück weit bewegen. Führungspersonal muss mehr Vertrauen schenken, Mitarbeiter*innen müssen sich neue Kompetenzen erwerben. Am Ende können aber alle davon profitieren. Und die historische Chance, den Wandel einzuleiten, ist genau jetzt.«

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