Der Datennutzung zustimmen, die Datennutzung einschränken oder ganz ablehnen? Jeden Tag begegnet uns diese Frage in dieser oder ähnlicher Form bei der Nutzung von Webseiten, Apps oder anderen Internetanwendungen. Was genau beim Klick auf »Akzeptieren« passiert, bleibt häufig verborgen und hinterlässt ein ungutes Gefühl. Was passiert mit meinen Daten im Hintergrund, welche Tore öffne ich für die Weiterverarbeitung zu welchen Zwecken?
Oft brauchen Firmen Nutzerdaten, um für die Nutzenden gewünschte Dienstleistungen erbringen zu können. Andererseits haben Nutzende Vorbehalte und Sorgen, was mit ihren Daten passiert. Wie es gelingt, Firmen bei der gesetzeskonformen Nutzung personenbezogener Daten zu unterstützen, und gleichzeitig ihren Kundinnen und Kunden mehr Transparenz und einfache Möglichkeiten zur Intervention zu geben, haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart sowie weiteren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft in den letzten drei Jahren in zwei großen Projekten erforscht. Als Projektkoordinator hat das Fraunhofer IAO in Studien und Befragungen die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer eingebracht. Denn neben rechtlichen und technischen Aspekten ging es vor allem darum, die so genannte User Experience, also das Erlebnis der Interaktion, so zu gestalten, dass Nutzende stets die Kontrolle über die eigenen Daten behalten. »Die Menschen wünschen sich nutzerfreundliche Lösungen wie zum Beispiel ein Ampelsystem, das auf einen Blick erkennbar macht, ob ihre Daten ihren Präferenzen entsprechend genutzt werden«, sagt Rachelle Sellung, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO.
TESTER: Privacy-Assistent für die digitale Selbstvermessung
Ein wichtiger Anwendungsfall für besonders sensible persönliche Daten sind Gesundheits-Apps. Gemeinsam mit der Actimi GmbH, die eine Plattform für Gesundheitsdaten anbietet, haben die Forschenden im Verbundprojekt TESTER (kurz für »DigiTalE SelbsTvERmessung selbstbestimmt gestalten«) einen Privacy-Assistenten entwickelt, der den selbstbestimmten Umgang mit Daten aus der Selbstvermessung unterstützt. Dieser ermöglicht es den App-Userinnen und -Usern, stets den Überblick darüber zu behalten, welche Daten wo gespeichert sind und zu welchem Zweck sie verarbeitet werden – und gegebenenfalls zu intervenieren, wenn der Umgang mit ihnen restriktiver gehandhabt werden soll.
PERISCOPE: Geschäftsmodelle mit Privatsphärenschutz nach europäischen Standards
Ziel des Projekts »Privatsphärenfreundliche Geschäftsmodelle für die Plattformökonomie (PERISCOPE)« war es, den Privatsphärenschutz entsprechend der hohen europäischen Standards für datengetriebenen Plattformgeschäftsmodelle umzusetzen. Das im Projekt entwickelte DSGVO-konforme Betroffenenrechte-Managementsystem unterstützt beispielsweise Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, privatsphärenfreundliche Geschäftsmodelle zu realisieren.
Am 9. Oktober 2024 haben Interessierte die Gelegenheit, die entwickelten Lösungen anhand von Demonstratoren selbst auszuprobieren und mehr über die Projekte und deren Ergebnisse aus erster Hand von den Forschenden zu erfahren. Beim Symposium »Digitale Souveränität und Datenschutz« in Stuttgart hält zudem Dr. Ayten Öksüz von der Verbraucherzentrale NRW e.V. eine Keynote.