Durch die aktuelle Corona-Krise ist das Arbeiten auf Distanz und mithilfe digitaler Tools für viele Mitarbeitende längst zur Normalität geworden. Das Home Office bildet dabei das Schlüsselkonzept dieser neuen Normalität. Welche langfristigen Folgen hat aber diese plötzliche Umstellung auf die Unternehmenspraxis und welche Chancen ergeben sich daraus für unsere Arbeitswelt, die derzeit eine entscheidende Zäsur erlebt?
Innovationsschub oder –hemmnis? Langfristige Wirkungen und Chancen virtueller Zusammenarbeit
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO plant gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP), die Auswirkungen und Erfahrungen virtueller Arbeitsformen in der Unternehmenspraxis in einer Studie zu untersuchen. Dazu werden in der Studie »Large Scale Home Office« systematisch die Vor- und Nachteile sowie Chancen des virtuellen Arbeitens analysiert. Es stehen Fragen nach den technischen Herausforderungen für Mitarbeitende und Unternehmen sowie Auswirkungen virtueller Arbeitsformen auf die Zusammenarbeit im Fokus. Aber auch konkrete Wirkungen wie der reduzierte Verkehr durch die aktuelle Krisensituation, Produktivitätsveränderungen und die Entgrenzung von Arbeits- und Privatleben werden in den Blick genommen. Darüber hinaus soll die geplante Studie Aufschluss darüber geben, ob sich aufgrund dieser tiefgreifenden Veränderungen Innovationen - wie z.B. neue Formate der Zusammenarbeit - mit Kunden und Partnern ergeben haben.
Zweistufige Online-Erhebung startet am 5. Mai
Die Erhebung der Ergebnisse wird in zwei Stufen eingeteilt. Im ersten Schritt befragt die DGFP ihre Mitglieder sowie weitere Interessenten. Die daraus resultierenden Ergebnisse veröffentlichen das Fraunhofer IAO und die DGFP im Nachgang in der kostenlosen Studie »Large Scale Home Office«. Ab dem 5. Mai 2020 können DGFP-Mitglieder sowie interessierte Unternehmen bis einschließlich 22. Mai 2020 an der Befragung anonym teilnehmen.
In einem zweiten Schritt wird eine unternehmensindividuelle Erhebung angeboten. Die daraus hervorgehenden Ergebnisse bieten einen großen Vorteil: Die teilnehmenden Unternehmen können anhand der Resultate des anonymisierten Vergleichs ihrer unternehmensspezifischen Werte mit jenen anderer teilnehmenden Organisationen jeweils für sich ein Benchmark feststellen und dies zur eigenen Optimierung nutzen. Teilnehmende, die an der unternehmensspezifischen Erhebung mitwirken wollen, können sich für weitere Details und Teilnahmebedingungen an den angegebenen Kontakt wenden.
»Die Corona Pandemie zeigt uns, wie schnell wir auf Veränderungen im Arbeitsalltag reagieren können. Die digitale Arbeitswelt wird zur realen und wir nutzen diese einmalige Möglichkeit. Die Studie soll uns Aufschluss darüber geben, inwieweit das virtuelle Arbeiten Einfluss auf das Unternehmen und die Prozesse und Strukturen hat. Durch die Studie wollen wir aufzeigen, welche Grenzen es noch gibt und welche Erfahrungen in der Unternehmenspraxis derzeit gesammelt werden. Die Ergebnisse liefern uns wichtige Erkenntnisse, wie sich das Zusammenleben verändern kann und wo es gilt, nachzubessern, um mobiles Arbeiten noch besser zu nutzen«, sagt Norma Schöwe, Geschäftsführerin DGFP.
Projektleiterin Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO ergänzt: »Die Bundesregierung hat ab dem 20. April 2020 erste Lockerungen beschlossen. Dennoch ist klar, dass ›Distanz‹ noch lange Monate ein wesentliches Ziel unserer Arbeitsorganisation sein wird. Die ursprünglich unfreiwillige Lernerfahrung der letzten Wochen können wir dafür nutzen, im größeren Stil über orts- und zeitflexiblere Arbeitsformen nachzudenken, unser generelles (berufliches) Reiseverhalten zu überdenken und damit zukünftig auch einen Beitrag zu einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten durch mehr Virtualität zu leisten. Von daher ist es extrem wichtig, die gemachten Lernerfahrungen systematisch zu nutzen, um in der weiteren Ausgestaltung flexibler Arbeitsformen darauf aufzubauen. Es wird sich zeigen, welche Chancen sich ergeben und ob unsere Art des Zusammenarbeitens sich dauerhaft verändern wird.«