Das Thema Autonomes Fahren wirft zugleich die Frage auf, welche Rolle die Fahrerinnen und Fahrer zukünftig übernehmen und welche Funktionen der Fahrzeuginnenraum dabei erfüllen muss. Statt zu lenken könnte man künftig im Auto arbeiten, spielen, einkaufen, an anderen Erlebnissen teilnehmen oder beispielsweise eine Fremdsprache lernen, unterstützt durch spezielle Software-Assistenten und Technologien des Fahrzeugs. Umso wichtiger wird es, die zukünftige Nutzungserfahrung im Auto zu verstehen, zu gestalten und zu optimieren. Um die sich daraus ergebenden Innovationspotenziale für Unternehmen zu untersuchen, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem McKinsey Center for Future Mobility in Stuttgart das »Mobility Experience and Technology Lab« (MXT Lab) gegründet, an dem sich auch weitere Unternehmen beteiligen können. Bei so genannten Roundtables können Unternehmen aus der Automobilbranche ihre Ideen im Lab einbringen und aktiv die Herausforderungen und Chancen einer vollständig vernetzten und zunehmend automatisierten Zukunft angehen. So soll über die kommenden Jahre ein Ökosystem an Akteuren aus verschiedensten Branchen aufgebaut werden, um gemeinsam an der Mobility Experience der Zukunft zu forschen. In einer ersten Studie wurde unter anderem untersucht, wie attraktiv das Erlernen einer Sprache beim automatisierten Fahren für die Befragten ist, wie entsprechende Dienste umgesetzt werden sollten und inwiefern dies die Fahrzeugtechnologien, aber auch die Routennavigation beeinflusst. Dafür wurde zunächst eine international angelegte, quantitative Umfrage durchgeführt und die Erkenntnisse anschließend im Rahmen eines Labor-Experiments im MXT Lab mit einer Probandengruppe qualitativ verifiziert.
Innenraum-Design und Experience werden wichtiger als PS
»Die zunehmende Digitalisierung in Form von Vernetzung und Automatisierung verändert unsere Fahrzeuge nicht nur technologisch, sondern auch das gesamte Fahrerlebnis als solches«, erklärt Dr. Florian Herrmann, Institutsdirektor am Fraunhofer IAO und Leiter des Forschungsbereichs »Mobilitäts- und Innovationssysteme« die Motivation für das MXT Lab. Dabei stehen sowohl Unternehmen aus der Automobilindustrie als auch aus der Service- und Technologiebranche vor der Herausforderung, frühzeitig erkennen zu müssen, welche Innovationen einen besonderen Nutzen erzeugen können und welche Innovationen sie anstoßen sollten. »Mobilität wird in Zukunft ganz neu gedacht werden. Die Bedeutung von Beschleunigung und Co. nimmt ab, die Wichtigkeit des Innenraums nimmt zu«, so Timo Möller von McKinsey und Leiter des McKinsey Center for Future Mobility. Diese veränderten Kundenpräferenzen werden im MXT Lab untersucht, denn der Markt für neue Angebote im Fahrzeug ist groß. Das zeigten auch die Ergebnisse der McKinsey ACES Consumer Survey. Demnach würden beispielsweise 70 Prozent der Befragten in selbstfahrenden Autos die freigewordene Zeit aktiv nutzen, zum Beispiel um Filme anzuschauen, zu kommunizieren oder zu lesen.