Die digitale Transformation betrifft Unternehmen verschiedenster Branchen. Um wettbewerbsfähig und zukunftsfähig zu bleiben, sind Weiterbildungsangebote unabdingbar, denn Veränderungsprozesse erfordern Flexibilität und schnelle Reaktionen. Dementsprechend müssen Unternehmen sowie Weiterbildungsanbieter Bedarfsänderungen möglichst schnell erfassen und eine Beschleunigung praxisnaher, standortspezifischer und individueller Weiterbildungsangebote ermöglichen. Sogenannte Educational Technology (kurz EdTech) soll Weiterbildung durch Technologien, wie beispielsweise Softwareangebote oder Apps, erleichtern – doch wie identifiziert man überhaupt die passenden Trends in diesem Bereich und wie wendet man die richtigen Technologien an?
Unternehmen brauchen neue Kompetenzen
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO leistet Unternehmen mit dem »Leitfaden zur Identifikation und Analyse von technologischen Trends für die berufliche Weiterbildung« Hilfestellung. Der im Auftrag der Dieter Schwarz Stiftung entstandene Leitfaden liefert beispielsweise Personalabteilungen und Weiterbildungsverantwortlichen in Unternehmen Impulse, um (technologieinduzierte) Trends zu erkennen und in der Praxis umzusetzen bzw. passende Lernangebote zu entwickeln. Die Autoren zeigen darin in einer fünfstufigen Vorgehensweise auf, wie technologische Trends identifiziert und auf deren Relevanz im Anwendungskontext der beruflichen Weiterbildung analysiert und übertragen werden können. Tim Beichter, Wissenschaftler am Fraunhofer IAO und Mitautor des Leitfadens, erklärt: »Die Digitalisierung ist neben der Nachhaltigkeit eine der wichtigsten Transformationen, mit denen Unternehmen sich aktuell befassen. Für die Unternehmen stellen sich jedoch die Fragen, wie sich dadurch die Aufgaben verändern und welche neuen Kompetenzen dafür benötigt werden. Dabei kommt der beruflichen Weiterbildung eine Schlüsselrolle zu.«
In fünf Schritten Trends analysieren
Transformationsprozesse, die durch aufkommende Trends und Technologien angetrieben würden, erforderten auch eine kontinuierliche Befassung mit deren Folgen für die Qualifikationen der Mitarbeitenden, so Beichter weiter. In einem ersten Schritt gilt es, die Ziele der Trenderkennung zu definieren und anschließend in einer Datenerhebung Informationen zu beschaffen – zunächst ohne diese zu interpretieren. Dies geschieht dann im dritten Schritt, der aus einer Auswertung der Quellen und der Identifikation von Trends besteht. Der Leitfaden enthält zudem eine Tiefenanalyse der Trends, die anhand verschiedener Methoden, wie z. B. dem »Future Wheel« erfolgt. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des Mindmappings bzw. ein grafisches Instrument, das durch die systemische Erfassung eines Trends, dessen direkten und indirekten Einflüsse sowie Auswirkungen strukturiert visualisiert. Hier wählten die Autoren das Beispiel der Künstlichen Intelligenz, das in dieser Vorgehensweise eine Blaupause darstellt, die man in der zukünftigen Forschung auch auf andere relevante Themenfelder und Trendmonitoring-Studien übertragen kann, wie beispielsweise im Bereich der Virtual und Augmented Reality. Der letzte Schritt besteht aus einer Entwicklung von drei Zukunftsszenarien, um mögliche Chancen und Risiken zu identifizieren. Anschließend stellen die Autoren verschiedene digitale Softwarelösungen vor, die sich in den einzelnen Schritten einsetzen lassen.
In Kürze veröffentlicht das Fraunhofer IAO einen Folgeleitfaden, der die Kompetenzen, die zur Umsetzung der Trends erforderlich sind, thematisiert. Abschließend wird auch eine Zusammenfassung in einem Ergebnispaper erfolgen.