Waren Roboter bisher vorwiegend in Fabrikhallen anzutreffen, nehmen sie inzwischen immer häufiger auch mal eine Bestellung im Café auf, bringen Speisen und Getränke an den Platz oder informieren die Kundschaft, wo welche Waren in einem Geschäft zu finden sind. Solche Roboter, die einfache Dienstleistungen für den Menschen erbringen, nennen sich Service- oder auch Assistenzroboter und werden uns zukünftig vermehrt auch mal in der Fußgängerzone oder am Bahnhof begegnen. Beispielsweise können sie hier den Boden reinigen oder das Gepäck transportieren. Das wird natürlich Auswirkungen auf Arbeitsabläufe haben und zu Begegnungen mit unbeteiligten Passantinnen und Passanten führen.
Stadt Ulm stellt Testflächen für den Praxiseinsatz von Service-Robotern
Wie kann man Roboter einsetzen, um Menschen zu entlasten? Wie müssen Roboter aussehen und sich verhalten, damit Menschen Vertrauen zu ihnen aufbauen? Welche Zusatzfunktionen kann er gegebenenfalls übernehmen? Diese und viele weitere Fragen rund um die Mensch-Roboter-Interaktion erforschen die Partner des Projekts ZEN-MRI in den kommenden drei Jahren. Geleitet wird das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF mit insgesamt 3,6 Millionen Euro geförderte Projekt von der Universität Ulm. Neben dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sind die Hochschule der Medien Stuttgart, die ADLATUS Robotics GmbH und die Stadt Ulm beteiligt. Forschungsschwerpunkt sind Interaktionen mit Passantinnen und Passanten zur Optimierung des Roboterverhaltens, aber auch die Einbettung der Roboter in den öffentlichen Raum.
»Um die Verständlichkeit des Roboter-Interaktionsverhaltens zu gewährleisten und die langfristige Akzeptanz der Service-Roboter sicherzustellen, müssen die Nutzenden bereits früh während des Entwicklungsprozesses systematisch in die Gestaltung einbezogen und mit den Robotern in Kontakt gebracht werden« erklärt Kathrin Pollmann, Projektleiterin am Fraunhofer IAO. Dafür werden in der Ulmer Innenstadt Testflächen eingerichtet und auch Räumlichkeiten für Workshops zur Verfügung gestellt. Geplant sind u.a. Flächen in der Fußgängerzone und in der Bahnhofspassage, in denen dann im Alltag der Menschen Begegnungen möglich werden. Rechtliche und ethische Fragestellungen werden damit genauso zu einem wichtigen Element der Untersuchungen, wie Design, Sicherheitsvorgaben und Fragen der städtebaulichen Vorgaben.
Kommunikationsverhalten und Optik sind Schlüsselfaktoren für die Akzeptanz
Kathrin Pollmann beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dem Thema »Positive Service-Robotik« und hat in der Studie »Service-Roboter im Kundenkontakt« aktuelle und zukünftige Einsatzfelder, Entlastungspotenziale und Erlebnisfaktoren in der Mensch-Roboter-Interaktion ermittelt. In einem Vorprojekt hat sie bereits kleinere Tests zur Interaktion zwischen Menschen und Robotern im öffentlichen Raum durgeführt und festgestellt: »Viele fremdeln noch mit den für manche furchteinflößenden Blechkameraden. Damit Roboter langfristig akzeptiert und gerne genutzt werden, muss ihr Einsatz für alle Beteiligten angenehm und gewinnbringend – oder kurz: positiv – gestaltet werden« erläutert Pollmann. Wenn man einem Roboter plötzlich gegenübersteht, wird man ihn nur dann als sympathisch wahrnehmen, wenn man innerhalb weniger Sekunden versteht, wie man mit ihm kommunizieren kann und was er als nächstes tun wird.