Die Einführung von »ChatGPT« im November 2022 hat eindrucksvoll gezeigt, wie weitreichend die Fähigkeiten Generativer Künstlicher Intelligenz (KI) sind. Die niederschwellige Nutzung des Chatbots, der u.a. zahlreiche Sprachen spricht, lebensechte Bilder generiert oder Webseiten programmiert, hat Menschen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft gleichermaßen elektrisiert und für viele das Thema KI zum ersten Mal greifbar gemacht. Der Entwicklungssprung von bisher verwendeten KI-Modellen zu denen, die mit Generativer KI arbeiten, ist gewaltig: Hier kann die KI u.a. eigenständig neue Inhalte erstellen, die wie von Menschen gemacht erscheinen.
Befragung ermittelt Potenziale Generativer KI für Unternehmen
»Generative KI eröffnet enorme Chancen für Anwendungen in praktisch allen Bereichen von Unternehmen jeglicher Branche. Diese Technologien sind jedoch komplex und es bedarf der Expertise, damit es zu einer zielführenden und durch alle mitgetragenen Anwendung in den Unternehmen kommt«, sagt Professorin Katharina Hölzle, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
»Der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den Unternehmen wird zunehmend zu einem Erfolgsfaktor für die baden-württembergische Wirtschaft«, erläutert Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. »Wir wollen die Unternehmen im Land gezielt beim Erproben und Einsetzen von KI unterstützen, um das riesige Potenzial der Schlüsseltechnologie zu nutzen. Mit der Studie erhalten die Unternehmen wertvolle Impulse zum Einsatz von Generativer KI«, so die Wirtschaftsministerin weiter.
KI-Kenntnisse steigern Akzeptanz und fördern Ideen für KI-Anwendungsfälle
Erste Generative KI-Erfolge lassen sich in wenigen Tagen umsetzen. »Quick Wins«, also schnell und einfach zu realisierenden KI-Hilfen für die tägliche Arbeit, z. B. Tools zur Textformulierung wie ChatGPT oder DeepL Write für das Erstellen von Social Media Postings, sind in einer Vielzahl an Unternehmen direkt einsetzbar. Als wesentliche, langfristig umzusetzende Empfehlung formuliert das Autorenteam, dass Unternehmen das Thema Generative KI strategisch angehen und verankern sollten. Zudem erfordert der Einsatz von Generativer KI einen verstärkten Aus- und Weiterbildungsbedarf bei Mitarbeitenden, die entsprechend kurz- und langfristig und anhand veränderter Kompetenzprofile qualifiziert werden müssen (Stichwort »Human Centered AI«). Geschulte Mitarbeitende sind zudem in der Lage, schneller innovative Anwendungsfälle für KI zu identifizieren und zu priorisieren. Dieser potenziell essenzielle Erfolgsfaktor sorgt für einen weiteren Entlastungseffekt insbesondere bei repetitiven Aufgaben.
Vernetzung mit Partnern schafft Unabhängigkeit
Darüber hinaus kann sich je nach Ausrichtung der Unternehmensstrategie anbieten, Partnerschaften mit großen Anbietern, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Beratungsfirmen in der Entwicklung und Anwendung von Generativer KI einzugehen. Auch wenn es bisher noch keine Kennzeichnungspflicht gibt, empfiehlt das Autorenteam zudem, freiwillig zu markieren, welche Inhalte mit Hilfe oder von KI erstellt wurden, um eine Transparenz über die verwendeten Daten, Modellarchitektur, Tests und Evaluationsergebnisse zu schaffen.
KI-Nutzung bringt soziale und ökologische Verantwortung mit sich
Die Nutzung von KI bringt außerdem eine hohe Verantwortung für Unternehmen mit sich, so das Autorenteam: zum einen unter ökologischen Gesichtspunkten, da große KI-Modelle einen signifikanten Energieverbrauch bedeuten. Zum anderen gilt es, in Unternehmen, Organisationen und in der Gesellschaft offen über die Grundlagen, verwendete Daten und Modellannahmen der Generativen KI zu sprechen. Wie kann sichergestellt werden, dass die KI auf Basis der vorliegenden Daten nicht diskriminiert, die erzeugten Resultate vertrauenswürdig sind und es nicht zu einer technozentrierten Kultur in den Unternehmen kommt?
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Einführung von menschenzentrierter Generative KI signifikante Änderungen in der Arbeitswelt mit sich bringt, da nahezu alle Tätigkeitsbereiche und Branchen davon betroffen sind. Um von den Chancen zu profitieren und langfristig wirtschaftliche Wertschöpfungspotenziale zu nutzen, ist das Handeln aller Beteiligten – Unternehmensführung, Mitarbeitende, Forschung, Ökosystem, Politik und Gesellschaft – und die Verankerung des Themas erforderlich.
Die Studie steht ab sofort kostenlos zum Download zur Verfügung und wird im Rahmen eines DigitalDialogs am 19. Februar 2024 vorgestellt.