Klimaneutralität bis 2040 – dieses Ziel hat sich die Landesregierung Baden-Württemberg gesteckt. Um es zu erreichen, benötigt es einen Wandel in allen Bereichen der Gesellschaft, von der individuellen Mobilität über den Energiesektor bis hin zu unserer Wohn- und Baukultur. Doch auch die Dekarbonisierungsstrategie der Industrie spielt auf diesem Weg eine große Rolle. Aktuell fehlt es in den Produktionsunternehmen jedoch noch oft an Wissen, mithilfe welcher Maßnahmen und Investitionen sie ihre Prozesse klimaneutral gestalten können. Für einen Wissenstransfer hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg in einer neuen Studie gemeinsam mit Partnern (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT sowie Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart) Technologien analysiert und Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft abgeleitet. Die »Roadmap Klimaneutrale Produktion – Handreichungen für die Transformation zur klimaneutralen Produktion in Baden-Württemberg« wurden nun am 21. März in Stuttgart vorgestellt.
Technologietrends und Orientierungshilfen für Unternehmen
»Für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg geht es jetzt darum, vorausschauende Entscheidungen auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität zu treffen. Voraussetzungen für die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung sind innovative Schlüsseltechnologien und eine leistungsfähige Infrastruktur«, so Dr.-Ing. Hannes Spieth, Geschäftsführer Umwelttechnik BW, bei der Vorstellung der Roadmap-Studie. Die Roadmap-Studie bietet wertvolle Technologietrends und Orientierungshilfen für Unternehmen, Multiplikatoren und die Politik. Sie identifiziert die spezifischen Herausforderungen des produzierenden Gewerbes und präsentiert maßgeschneiderte Lösungsansätze für verschiedene Wertschöpfungsstufen. Dadurch werden Transformationsrisiken, wie unzureichende Investitionsentscheidungen, minimiert und politische Handlungsempfehlungen zur bestmöglichen Unterstützung der Unternehmensumgestaltung abgeleitet.
»So liefert die Roadmap für das Land auch eine abgesicherte Einschätzung, in welchen Themenfeldern in Zukunft Schwerpunkte in Forschung und Technologietransfer gesetzt werden sollten und welche Unterstützungsangebote dafür entwickelt werden müssen«, erklärt die Wirtschaftsministerin Baden-Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Von der Analyse über Entscheidungshilfen bis hin zu Handlungsempfehlungen
Für die Studie wurden zunächst mögliche Themengebiete identifiziert und daraus potenzielle Technologien zur Emissionsreduktion in der Produktion abgeleitet. Eine KI-basierte Recherche ergänzte dabei die Informationen und stellte sicher, einen möglichst breiten Überblick zu generieren. Anschließend wurde der Reifegrad der ermittelten Technologien beurteilt und sie innerhalb eines Technologiemonitors einsortiert. Michael Hertwig, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich »Digital Engineering« des Fraunhofer IAO und Projektleiter erklärt: »Der entwickelte Technologiemonitor ist ab sofort als interaktives Tool verfügbar und beinhaltet rund 150 Technologien. Zwar konnten bisher nur 21 Technologien detailliert bewertet werden, doch bietet er eine Hilfestellung bei der Entscheidung über zukünftige Investitionen in der Produktion.«
Die Daten des Monitors werden dafür regelmäßig aktualisiert. Zudem sollen im Verlauf der Zeit Details zu weiteren Technologien ergänzt werden, um nicht nur einen breiten, sondern auch tiefen Einblick in die Chancen und Risiken möglicher Investitionen zu bieten. Auf diese Weise können Unternehmen in Zukunft noch besser einordnen, wie sie im Vergleich zu anderen Unternehmen hinsichtlich ihrer Klimaneutralität abschneiden. Damit bieten sich neue Optionen des gemeinsamen Netzwerkens und voneinander Lernen unter den Unternehmen – um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 gemeinsam zu erreichen.