Die Kommunalwirtschaft steht vor immensen Herausforderungen – und das nicht erst seit Corona. Mit dem demografischen Wandel verschärft sich der Fachkräftemangel in der Branche. Klimawandel und Energiewende belasten den laufenden Unterhalt der aufwendigen Wasser- und Strominfrastruktur zusätzlich. Die Mobilitätswende macht große Investitionen in den öffentlichen Fuhrpark und den ÖPNV erforderlich und die Einnahmenverluste, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, verschärfen die vielerorts bestehende Krise der öffentlichen Haushalte zusätzlich. Kommunale Unternehmen sind daher gefordert, die Effizienz ihrer Prozesse und Abläufe weiter zu steigern und neue, ertragreiche Betätigungsfelder zu erschließen. Wie die Digitalisierung der Kommunalwirtschaft dazu beitragen kann und wie dies Schritt für Schritt gelingen kann, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit der baden-württembergischen Landesgruppe des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in der Handreichung »Umbruch, Aufbruch, Durchbruch« praxisnah veranschaulicht.
Digitalisierung als Chance zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge auch in Zukunft
»Die öffentliche Daseinsvorsorge ist ein zentraler Pfeiler des demokratischen Gemeinwesens und Voraussetzung für eine vitale, partizipierende und offene Gesellschaft. Damit kommunale Unternehmen die Daseinsvorsorge auch in Zukunft auf gewohnt hohem Niveau sicherstellen können und die Kosten für die Kund*innen verträglich bleiben, muss die Kommunalwirtschaft ihre Prozesse noch effizienter gestalten, neue Geschäftsfelder erschließen, die auch andere, defizitäre Leistungen der Daseinsvorsorge mitfinanzieren können, sowie qualifiziertes Personal finden und binden. Die Digitalisierung bietet dafür eine große Chance«, so Dr. Achim Kötzle, Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg. »Allerdings ist die digitale Transformation für sich genommen schon eine Mammutaufgabe, nicht nur für kleine Betriebe in ländlichen Regionen. Damit diese unter den spezifischen Rahmenbedingungen der Kommunalwirtschaft gelingen kann, haben wir eine praxisnahe Handreichung für Entscheidungsträger*innen und Verantwortliche in der kommunalwirtschaftlichen Praxis erstellt, welche die Themen wie Prozessdigitalisierung, Service-Innovation und Personalarbeit beleuchtet «, so Veronika Prochazka, Mitautorin und Leiterin des Teams »Public Service Innovation« am Fraunhofer IAO. Es gebe bereits viel anwendungsbezogenes Wissen rund um die digitale Transformation, auch aus anderen Branchen und Industrien. Doch vieles davon könne nicht unmittelbar in der Kommunalwirtschaft angewendet werden. »Wir haben dieses Wissen daher zusammengetragen, auf die spezifischen Bedingungen der Kommunalwirtschaft übertragen und für die Anwendung dort aufbereitet« ergänzt Prochazka.
Handreichung gibt Schritt-für-Schritt-Anleitung für die digitale Transformation
Die Handreichung zeigt, warum ein Umbruch in der Kommunalwirtschaft erforderlich ist, geht vertiefend auf die drei Themenschwerpunkte – Prozessdigitalisierung, Service- und Geschäftsmodellinnovation und digitale Personalarbeit – ein, erläutert relevante Grundbegriffe, stellt Methoden und Vorgehensweisen dar und verweist auf weiterführende Informationen für kommunalwirtschaftliche Akteure und die interessierte Fachöffentlichkeit. Drei Praxisbeispiele zeigen, wie die digitale Transformation in der Kommunalwirtschaft aktiv gestaltet werden kann.