Das produzierende Gewerbe auf dem Land hat ein Nachwuchsproblem: Fach- und Führungskräfte in der Industrie und im Maschinenbau, werden immer älter, die Anzahl qualifizierter Kandidat*innen für die Nachfolge ist verschwindend gering. Die jüngeren Generationen zieht es in die größeren Städte – digital auf dem neuesten Stand, mit vielfältigen kulturellen Angeboten und sozialen Anschlussmöglichkeiten. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Industrie und Handwerk auf dem Land spüren den Fachkräftemangel – und die Bürger*innen müssen teilweise viele Kilometer bis zur nächsten Arztpraxis zurücklegen.
Technologien und Bedarfe im Innovationsraum matchen
Wie das Land wieder zum attraktiven Lebens- und Arbeitsraum werden kann, erforscht das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Projekt »Innovationsraum.Land« am Beispiel der Region Windeck-Schladern im südlichen Nordrhein-Westfalen. Dabei beschreitet das Forschungsteam des »Center for Responsible Research and Innovation CeRRI« des Fraunhofer IAO zwei Pfade: zum einen beleuchten die Wissenschaftler*innen die Frage, welche Technologien bereits im Einsatz sind, wie diese ggf. angepasst werden können oder ob es neuere Technologien gibt, die der Region von Nutzen sein können. Parallel dazu schafft das Forschungsteam einen Innovationsraum, in dem die Bedarfe der verschiedenen Akteure der Region ermittelt und anhand der zur Verfügung stehenden Technologien passende Lösungen gestaltet werden. In Formaten wie Unternehmerabenden, Workshops oder einer Ausstellung erarbeiten die teilnehmenden Akteure Antworten auf die Fragen: »Was braucht ihr, um hier in der Region gut arbeiten und leben zu können?«
Landfabrik als Transfer-Hub für Vernetzung und Wissenstransfer
Im Verlauf des Projekts entstehen so konkrete Methoden, die das Fraunhofer-Team und regionale Akteure nutzen können, um den Technologietransfer aus der Forschung in KMU sowie hin zu weiteren regionalen Innovationsakteuren wie Kommunen, Verbänden, Zivilgesellschaft, Stiftungen, Vereinen zu stärken. Die Landfabrik in Windeck-Schladern dient dabei als »Transfer-Hub«. »Mir ist es wichtig, dass Innovationen nicht von uns aus der Forschung ›vorgesetzt‹ werden, sondern dass diese aus dem regionalen Bedarf heraus entstehen und gemeinsam entwickelt werden. Meiner Meinung nach können nur die Menschen vor Ort mit ihren Ideen und Wünschen echte Innovationen hervorbringen und vorantreiben«, sagt Dr. Fabian Schroth, Projektleiter am Fraunhofer IAO. Wichtig sei es zudem, den Unternehmen zunächst einmal die Palette an Möglichkeiten neuer Technologien wie z.B. von KI-Anwendungen zu eröffnen und zu zeigen, dass es nicht immer die große Investition sein muss, die spürbare Neuerungen bringt. »Wir möchten mit unseren Methoden und Erfahrungen als Sparring-Partner den Dialog in Gang bringen und Wege aufzeigen, wie der Innovationsprozess verbessert und unterstützt werden kann« ergänzt Schroth.
Sowohl im Projekt als auch darüber hinaus kann der Innovationsraum je nach Bedarf lokal und zeitlich begrenzt als mobiler Ausstellungs- und Workshopraum zum Einsatz kommen. Die entwickelten Methoden und Formate dienen ebenfalls als Blaupause für anderen Regionen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.