Doppelte Transformation kann doppelten Erfolg bedeuten: Mittelständische Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung koordiniert angehen, sind nicht nur Vorreiter, sie verschaffen sich auch Wettbewerbsvorteile, erschließen neue Geschäftsmöglichkeiten und tragen so zum Erhalt guter Lebens- und Umweltbedingungen bei. Das ist das Ergebnis einer qualitativen Analyse der Bertelsmann Stiftung und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Interviewt wurden 19 mittelständische Unternehmen, die die Transformation aus eigenem Antrieb angegangen sind.
So wenig, wie es einen Königsweg gibt, so wenig gibt es auch den alles beherrschenden Treiber in Richtung einer doppelten Transformation. Externe Faktoren sind der Druck der Kreditgeber, die Vorgaben des Gesetzgebers, aber auch die Erwartungen der Kundinnen und Kunden sowie der zukünftigen Mitarbeitenden. Aus interner Sicht sind Geschäftsführung und Mitarbeitende zugleich Treiber und Erfolgsfaktoren. Zum einen ist ein vorbildliches und richtungsweisendes Verhalten der Führungsebene im Sinne eines »Sustainable Leadership« entscheidend. Gleichzeitig gilt es, die Mitarbeitenden zu aktivieren und einzubinden, unter anderem durch das Vermitteln der notwendigen Kompetenzen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Forschungsinstitutionen kann helfen, den Wandel zu meistern.
»Die Führung muss bei der doppelten Transformation mit gutem Beispiel vorangehen«, sagt Birgit Wintermann, Wirtschaftsexpertin der Bertelsmann Stiftung. »Sie muss die Transformation vorleben und den Mitarbeitenden eine klare Orientierung geben. Hier ist unternehmerisches und nicht nur verwaltendes Handeln gefragt.« Natürlich sei allen Beteiligten bewusst, dass sich angesichts von Rezession, hoher Energiepreise und drohenden Arbeitsplatzabbaus gerade die Akzente verschieben. »Dennoch kann sich kein Unternehmen zukunftsfähig aufstellen, das die Transformation aus dem Blick verliert.«
Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur »nice to have«, sondern ein strategischer Grundpfeiler
Nachhaltigkeit erstreckt sich auf nahezu alle Unternehmensbereiche. Es geht nicht nur um die nachhaltige Gestaltung einzelner Produkte und Prozesse, vielmehr wird die gesamte Wertschöpfungskette zunehmend in den Blick genommen. Der Fokus liegt auch bei kleineren Unternehmen nicht mehr nur auf Deutschland, Nachhaltigkeit ist über die Lieferketten zum globalen Thema geworden. Die Interviews zeigen: Es geht auch nicht mehr allein um ökologische Aspekte, soziale Themen gewinnen an Bedeutung. »Nachhaltigkeit hat sich vom ›Nice-to-have‹ zum strategischen Grundpfeiler entwickelt«, sagt Claudia Ricci, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. »Nachhaltigkeit ist kein Randthema mehr, es wird zum zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie.«
Nachhaltigkeit fördert Innovation und Innovation fördert Nachhaltigkeit
Digitalisierung und KI sind dabei wichtige Hebel. Die Digitalisierung hilft, Kosten und Ressourcen zu sparen, sie unterstützt beim Prozessmonitoring und hilft, neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Nachhaltigkeit und Innovation sind für die Unternehmen eng miteinander verknüpft. »Nachhaltigkeit fördert Innovation und Innovation fördert Nachhaltigkeit«, erklärt Wintermann. »Die Unternehmen haben die darin liegenden Chancen längst erkannt. Sie ›unternehmen‹ etwas und warten nicht mehr ängstlich, welchen regulativen Vorschriften sie unterworfen werden.«
Zusatzinformationen:
Die Studie »Erfolgsfaktoren gelingender doppelter Transformation« wurde vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt. Sie untersucht die wesentlichen Faktoren und Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Doppelte Transformation im Unternehmenskontext. Hierfür wurden ausgewählte deutsche mittelständische Unternehmen angesprochen, die sich bereits auf den Weg zu einer Doppelten Transformation gemacht und aus diesem Prozess relevante Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt haben. Die Studie basiert auf einer qualitativen Forschungsmethode, insbesondere halbstrukturierte Experteninterviews als primäre Datenerhebungsmethode. Der Erhebungszeitraum liegt zwischen Februar 2024 und Juni 2024. 19 Unternehmen haben an der Studie teilgenommen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner waren in unterschiedlichen Unternehmensrollen. Diese umfassen die Geschäftsführung, Nachhaltigkeits-, Digitalisierungs- und Innovationsbeauftragte und Personalverantwortliche.