Zwar gehört der Klimawandel zu den globalen Herausforderungen, die nur durch internationale Zusammenarbeit und Austausch gemeistert werden können. Doch da sich jede Stadt durch spezifische ökologische und sozioökonomische Herausforderungen, unterschiedliche Interessen der Stakeholder und individuelle Politikgestaltung auszeichnet, müssen die Lösungsansätze und Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Menschen vor Ort an die lokalen Gegebenheiten und Prioritäten angepasst werden. Vor diesem Hintergrund setzt sich die »Morgenstadt Global Smart Cities Initiative« (kurz MGI) mit innovativen und von Umweltbewusstsein geprägten Stadtentwicklungskonzepten dafür ein, die internationalen Klimaziele zu erreichen. Ziel der Initiative ist es, die Folgen des Klimawandels in den Städten abzumildern, deren Resilienz gegenüber Klimarisiken zu erhöhen, deren natürliche Ressourcenbasis zu verbessern, die lokalen Ökosysteme zu erhalten und gleichzeitig die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Zu den Pilotstädten gehören Kochi in Indien, Saltillo in Mexiko und Piura in Peru. MGI wird vom Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart koordiniert, das eng mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO kooperiert, und wird im Rahmen der »Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI)« vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Als Teil der Fraunhofer Morgenstadt Initiative kann das MGI Forschungsteam auf den langjährigen Erfahrungs- und Wissensaustausch mit internationalen Forschungspartnern, Kommunen und Unternehmen des Morgenstadt Netzwerks zurückgreifen. Der Erste Bericht zu Kochi ist bereits veröffentlicht, die Berichte der anderen Städte sollen innerhalb der zweiten Jahreshälfte folgen.
Innovation, saubere Technologien und umfassender Dialog mit Interessensgruppen
Das Vorgehen der MGI beruht auf der von der Morgenstadt Initiative entwickelten »City Lab« Methode, einem ganzheitlichen, analytischen Ansatz für die Entwicklung individueller Nachhaltigkeitsstrategien von Städten. Dieser baut auf Innovation, saubere Technologien und einen umfassenden Dialog mit den Interessensgruppen vor Ort sowie auf den ISO-Normen für nachhaltige Städte und Gemeinden auf, welche Indikatoren für städtische Dienstleistungen und Lebensqualität, Smart Cities und resiliente Städte einschließen. Während eines mehrwöchigen Aufenthalts vor Ort führt das Forschungsteam zunächst eine Tiefenanalyse spezifischer städtischer Sektoren (darunter Wasser und Energie) durch und entwickelt mithilfe von Besichtigungen, Gesprächen und Workshops mit den Akteur*innen ein Nachhaltigkeitsprofil. Das Identifizieren der wichtigsten Stakeholder und die Integration des Prozesses in die lokale Politikgestaltung gehören dabei zu den wesentlichen Aspekten. »In unseren Pilotstädten haben wir aus erster Hand erlebt, wie wichtig es ist, sich intensiv mit den lokalen Interessenvertretern auseinanderzusetzen und auf die spezifischen lokalen Bedürfnisse einzugehen, indem man den Menschen mit lokalen Erfahrungen aufmerksam zuhört. Viele nachhaltige Lösungen mögen im Kontext der einen Stadt geeignet sein, aber nicht in dem einer anderen«, sagt Catalina Díaz, Projektkoordinatorin am IAT der Universität Stuttgart.
Das entwickelte Profil stellt die Stärken, Schwächen und Bedarfsfelder des Stadtsystems dar und identifiziert auch die Potenziale, Chancen und Risiken anhand von drei Analyseebenen. Auf dieser Grundlage erarbeiten die Expert*innen gemeinsam mit den lokalen Akteur*innen eine handlungsorientierte Roadmap mit innovativen Maßnahmen und Projekten und bringen deren Implementierung sowie Finanzierung auf den Weg.