Die wachsende Konkurrenz durch den Onlinehandel und die pandemische Lage stellen den stationären Handel sowie Innenstädte vor große Herausforderungen. Darüber hinaus verändert sich die Rolle und die Funktion der Stadt grundlegend: Bürgerinnen und Bürger suchen die Innenstädte immer seltener auf, um gezielt Produkte zu kaufen. Stattdessen wird der Stadtbesuch zum Freizeit- und Erlebnisevent, wo neben Einkaufsmöglichkeiten auch Gastronomie, Sport und kulturelle Angebote immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Langfristig kann sich der Handel nur positiv entwickeln, wenn das gesamte Ökosystem »Stadt« in den Blick genommen wird. Dabei wachsen die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Leben enger zusammen. Die innovative Innenstadt vernetzt Kundinnen und Kunden mit attraktiven Dienstleistungen und schafft eine attraktive Umgebung mit hoher Aufenthaltsqualität.
Das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie man den Transformationsprozess der Innenstädte mit Daten und KI-Technologien unterstützen und positiv beeinflussen kann. Am 25. Mai 2022 hat das Forschungsteam des Fraunhofer IAO der Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut seine Lösungsansätze im KODIS in Heilbronn vorgestellt, welches die Ministerin im Rahmen ihrer Handelspressereise besucht hat.
Wissenschaft für die attraktive Innenstadt von morgen
In der Entwicklung des Ökosystems »Stadt« spielen digitale Technologien und Daten eine wichtige und künftig eine entscheidende Rolle. Wenn etwa Händler und Gastronomen wissen, wie sich Besucherfrequenzen und Aufenthaltszeiten im öffentlichen Raum entwickeln, können Konsumangebote bedarfsgerecht geplant und zugeschnitten werden. Gleichzeitig bieten digitale Tools und KI-Anwendungen der Händlerschaft neue Möglichkeiten für eine zielgruppenspezifische Kundenansprache, eine Verbesserung der eigenen Prozesse und eine Erweiterung des eigenen Sortiments.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IAO forschen in mehreren Projekten an diesen Themen, die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg gefördert werden. So fokussiert das »Kompetenzzentrum Smart Services« vor allem klein- und mittelständische Unternehmen. Im Rahmen von Mikroprojekten und Transferangeboten erhalten Unternehmen Einblicke, wie digitale Technologien zur Weiterentwicklung des Geschäfts genutzt werden können. Das neue Forschungsverbundvorhaben »Handel Innovativ« fokussiert darüber hinaus das gesamte Ökosystem Stadt. Im Rahmen einer Machbarkeitsanalyse wird unter anderem die Grundlage für eine datenbasierte Analyseplattform entwickelt, die es den vielfältigen Stadtakteuren ermöglichen soll, Entscheidungen über Flächennutzungen, bauliche Investitionen und geeignete Mobilitätskonzepte zu treffen.
Die Forschung kommt in die Heilbronner Fußgängerzone
Die Stadt Heilbronn legt einen besonderen Wert auf Bildung und Forschung und ist daher prädestiniert dafür, die Innenstadt und den Handel gleichzeitig zu entwickeln und dafür die Potenziale von digitalen Technologien stärker zu nutzen. Mit dem vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderten Projektvorhaben »Urban Innovation Hub« bekommt dieses Ökosystem jetzt buchstäblich eine Adresse in der Heilbronner Fußgängerzone. In dem öffentlich zugänglichen Innovationslabor können sich sowohl Unternehmen als auch die interessierte Öffentlichkeit über innovative Lösungen für Innenstädte und Handel in Bereichen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Services, Smart City und Nachhaltigkeit informieren, diese live ausprobieren und wertvolles Feedback für die zukünftige Nutzung geben. Die Eröffnung des Stadtlabors ist für das vierte Quartal 2022 vorgesehen. Die Wirtschaftsministerin hat sich für die Eröffnungsfeier bereits angekündigt.