Ende September begann die Weltausstellung Expo 2020 in Dubai, auf dessen Gelände sich auch das Baden-Württemberg-Haus befindet. Dieses wurde am 3. Oktober feierlich im Beisein der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut eröffnet. Es versteht sich als Plattform für Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und bietet seinen Partnern diverse Möglichkeiten, sich und ihre Leistungen einem breiten, internationalen Publikum vorzustellen. Damit das Gebäude als lebendiger Ort für Erlebnis, Innovation und Information auch außerhalb von Dubai besichtig werden kann, hat das Team »Building Culture Innovation« des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO einen Digitalen Zwilling entwickelt. Zur Erstellung des digitalen 3D-Gebäudemodells, inklusive der medialen Inhalte, kombinierte das Forschungsteam die bestehenden Planungsdaten des Generalübernehmers, der Fach- und Ausstellungsplanung sowie die Beiträge der Partner. Die Visualisierung des Digitalen Zwillings läuft als interaktive Echtzeitanwendung und ermöglicht den Besucher*innen auch von zuhause aus ein freies Begehen des BW-Hauses über alle Geschosse und Bereiche hinweg sowie eine direkte Interaktion mit den Exponaten. Damit wird die Ausstellung und ihre Highlights für Interessierte weltweit 24 Stunden am Tag begehbar und auch über das Ende der Weltausstellung hinaus noch erlebbar, die Inhalte und Themen bleiben für die Zukunft erhalten. Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO, betont: »Die Transformation in eine hybride Welt zwischen Realität und Virtualität ist eine Chance, die Arbeits-, Erlebnis- und Kulturwelten von morgen ganz neu zu denken – die Welten zu verschmelzen. Dieses Forschungsfeld wollen wir auch im Pavillon widerspiegeln und neue Anwendungen für virtuelle bis erweiterte Realität schaffen.«
Neuer Anwendungsfall für Digitale Zwillinge: virtuelle und interaktive Ausstellung
Die Technologie des Digitalen Zwillings wurde am Fraunhofer IAO bereits in verschiedenen Kontexten erprobt und umgesetzt, zum Beispiel für die vorausschauende Instandhaltung von Produktionssystemen, zur integrierten und nachhaltigen Stadtplanung oder als virtuelle Labortour. Außerdem hat das Institut im Zuge des Verbundprojekts »Future Museum« Befragungsdaten von Bürger*innen zum Museumserlebnis der Zukunft erhoben. Basierend auf diesen Erfahrungen hat das Forschungsteam rund um Günter Wenzel mit dem digitalen BW-Haus nun erstmals eine virtuelle Ausstellung mit originalen 3D-Gebäude-und Ausstellungsdaten erlebbar gemacht. Neben den Live-Feeds des Pavillons in Dubai sind auch individuelle Unternehmensauftritte beispielsweise in Form von interaktiven Exponaten oder digitalen Kontaktpunkten integriert. Interessierte erreichen den Digitalen Zwilling über den Webauftritt des BW-Hauses, und können sich frei durch die gesamte Ausstellung navigieren. Es ist beispielsweise möglich, von überall auf der Welt eine Entdeckungsreise durch den Schwarzwald zu machen, die »Quelle der Innovationen« zu erleben oder das »Vision Lab Baden-Württemberg« in virtueller Realität zu entdecken. Wer sich gern im Maßstab 1:1 durch das digitale BW-Haus bewegen möchte, hat dazu die Möglichkeit im »Immersive Participation Lab« des Fraunhofer IAO in Stuttgart.
Niederschwelliger Zugang zu Austausch und Innovation
»Dass wir als einzige Region im Kreise von mehr als 190 Nationen mit einem eigenen Pavillon auf der Expo vertreten sind, ist eine herausragende Gelegenheit und ein Meilenstein in der globalen Präsenz unseres Landes«, sagte die Ministerin. An der Ausstellung haben sich mehr als 120 Content-Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik mit zahlreichen Beiträgen beteiligt. An den interaktiven Medienstationen des Pavillons werden über 40 Projekte und Innovationen zu globalen Zukunftsthemen in den Bereichen Quantentechnologie, revolutionäre Medizin, erweiterte Realität, Lebensräume von morgen, visionäres Bauen, Beyond Industry 4.0, Mobilität in 3D, klimaneutrale Energie, Nachhaltigkeit sowie Künstliche Intelligenz vorgestellt. »Das vielfältige Programm während der nächsten Monate mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt bietet für Baden-Württemberg und seine Unternehmen eine großartige Chance, sich international zu vernetzen. Gerade für unsere exportorientierte Wirtschaft sind solche Netzwerke enorm wichtig. Und auch die Kulturszene und der Tourismus des Landes werden von dem Projekt profitieren«, so Hoffmeister-Kraut. Mit dem Digitalen Zwilling wird der Zugang zu Information und Austausch nun sogar über Orts- und Zeitgrenzen hinweg ermöglicht.