In Deutschland bilden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit ihrem hohen Anteil den Wirtschaftsmotor des Landes. Durch die aktuell (noch) gute Auftragslage und das Tagesgeschäft fehlt es ihnen jedoch oft an Zeit und Ressourcen, um an Ideen oder Konzepten für die digitale Transformation, für Innovation und damit für die Sicherung ihrer Zukunft zu arbeiten. Open-Innovation-Projekte mit Studierenden können dieses Problem lösen, bei denen Unternehmen mit jungen Talenten und digitalen Zukunftstechnologien zusammengebracht werden. Diese verfügen jedoch nicht immer über Zugriff auf moderne Arbeitsgeräte. Mit dem »ZeroLab« bietet das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit cirp GmbH und dem Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart nicht nur ein mobiles Innnovationslabor an, sondern auch eine neue wissenschaftliche Kooperationsform.
Das ZeroLab: eine Kreativwerkstatt und Netzwerkanschluss auf Rädern
Bei dem Lab handelt es sich um eine kleine, portable Kreativwerkstatt, die mit verschiedenen Materialien für Workshops und Prototyping wie beispielweise Lego® Serious Play® 3D-Drucker, Laser-Cutter, Elektronikbausätzen oder Metaplanwänden bis hin zu Technologien wie Photonik, Künstliche Intelligenz (KI) und IoT ausgestattet ist. Das Lab lässt sich mit einem Fahrradanhänger oder Transportwagen flexibel und schnell von einem Ort an den anderen bringen. Dr. Nguyen-Truong Le, Fachreferent für Creative Innovation am Fraunhofer IAO, erklärt seine Idee dahinter: »Die Studierenden können damit direkt vor Ort zu den Unternehmen fahren, um mit ihnen kreativ an einer Idee zu arbeiten und diesen Arbeitsstand dann aber auch schnell zu weiteren Innovationspartnern in der Nähe bringen und deren Input ergänzen im Sinne von Open Innovation.« Damit stärkt das ZeroLab die Vernetzung zwischen Unternehmen und Wissenschaft, da die Studierenden auf bestehende Wissenschaftsnetzwerke des Fraunhofer IAO zurückgreifen können. Die Forschungsinstitute können ihre Technologien in das Lab einbringen und wiederum direkt an die KMU zur Weiterentwicklung ihrer Innovationsidee weitergeben. »Der Name des ZeroLabs ist daher Programm: Er steht für die Minimierung des Innovationsaufwands.« Durch die einfache Portabilität des Labs werden nicht nur die räumlichen Probleme in Unternehmen gelöst. Die neue mobile Kooperationsform verkürzt auch Innovationsprozesse und Wartezeiten, da häufig genutzte Prototyping-Materialien bereits verfügbar sind. Die Zusammenarbeit mit jungen Digital Talents aus dem Netzwerk des Fraunhofer IAO löst zusätzlich das Problem des fehlenden Personals.
Gemeinsam Innovation voranbringen
Das ZeroLab dient in seiner ersten Phase als Open-Innovation-Plattform. »Im Kern bleibt es jedoch ein Experiment«, erklärt Le weiter. »Wir wollen herausfinden, ob ein mobiles Lab die Innovations- und Vernetzungsarbeit weiterbringen kann.« Die Realien GmbH aus Neckartailfingen ist das erste Unternehmen, welches das ZeroLab für die Weiterentwicklung einer Anlage zur Überwachung eines Trocknungsprozesses im Zuge einer Masterarbeit einsetzen möchte. Weitere Unternehmen, die das ZeroLab kostenlos nutzen und ausprobieren möchten, können sich bei Dr. Le melden. Voraussetzungen dafür sind das Vorhandensein einer konkreten Projektidee und Offenheit für die wissenschaftliche Entwicklung dieser neuen Kooperationsform.
Das ZeroLab ist Teil des Morphoa-Projekts, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme »Open Photonik Pro« gefördert wird. Das Projekt ist Anfang März 2020 gestartet und läuft bis Ende Juli 2023. Das Projektkonsortium besteht neben dem Fraunhofer IAO aus cirp GmbH, HoloDeckVR GmbH, Al Golf UG, HEAVN GmbH und dem Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart. Die Entwurfs- und Fertigungsarbeit wurde in Kooperation mit dem ABK FAB LAB Stuttgart realisiert.