Für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland spielt der Preis des Deutschlandtickets eine wichtige Rolle, wobei die Wirkung niedriger Preise im ÖPNV bereits das Vorgängermodell, das »9-Euro-Ticket«, deutlich gemacht hat. 49 Euro sind ein akzeptabler Preis für das Deutschlandticket, wie die Studie des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML im Namen der Fraunhofer-Allianz Verkehr zeigt. Denn die Befragten empfanden 33 Euro als günstig, 53 Euro als teuer, während 75 Euro als zu teuer angesehen wurden. Der aktuelle Preis von 49 Euro liegt damit in der Mitte zwischen den Preisen, die als günstig bzw. als teuer empfunden werden. Auffällig ist aber, dass besonders die Nicht-Nutzenden des Deutschlandtickets nicht bereit wären, mehr zu zahlen.
Der Preis gehört damit zu den größten Hürden, die die Nicht-Nutzenden vom Kauf des Deutschlandtickets abhalten. Knapp ein Drittel der Befragten gaben aber an, dass sie das Deutschlandticket bei einem günstigeren Preis kaufen würden (30 %). Die Studie zeigt außerdem, dass Nicht-Nutzende des ÖPNV vor allem passende Verbindungen (36 %), Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit (28 %) sowie gute Anbindung der Haltestellen (23 %) vermissen. Um mehr Nutzende für das Deutschlandticket zu gewinnen, muss somit vor allem das Angebot des ÖPNV und dessen Zuverlässigkeit verbessert werden, besonders in ländlichen Gebieten.
Dennoch zeigt die Studie, dass das Deutschlandticket die Nutzung des ÖPNV fördert und eine Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Verkehr bewirkt.
»Unsere Studie zeigt, dass das Deutschlandticket von der Bevölkerung grundsätzlich positiv wahrgenommen wird und somit einen Teil zur Mobilitätswende beitragen kann. Es bedarf aber weiterer Maßnahmen wie besserer ÖPNV-Anschlüsse vor allem im ländlichen Raum sowie eines insgesamt zuverlässigeren Nahverkehrs, um einen großen Effekt zu erzielen«, betont Prof. Uwe Clausen, Institutsleiter am Fraunhofer IML und Vorsitzender der Fraunhofer-Allianz Verkehr.
Die Analyse zeigt außerdem, dass sich Nutzende und Nicht-Nutzende des Deutschlandtickets in Lebenssituationen, Persönlichkeitsmerkmalen und Mobilitätsverhalten stark unterscheiden, wobei etwa das Geschlecht keine Rolle spielt, das Alter jedoch umso relevanter ist. Nutzende des Deutschlandtickets sind meist jünger und oft unter 55 Jahre alt, haben einen höheren Bildungsgrad und arbeiten in Vollzeit. Nicht-Nutzende sind häufiger 55 oder älter, im Ruhestand, leben meist zu zweit und haben ein niedrigeres Einkommen. Nutzende bezeichnen sich selbst als umweltbewusste ÖPNV-Fahrende und nutzen den öffentlichen Verkehr mindestens wöchentlich. Nicht-Nutzende hingegen sind eher auf das Auto angewiesen und nutzen seltener den ÖPNV.
Anders als erwartet wird das Ticket von den Befragten selten deutschlandweit verwendet. Es kommt vor allem als lokale Erweiterung zum Einsatz und hilft dabei, den unübersichtlichen Tarif- und Verkehrs-Dschungel zu durchkämmen. Generell erzeugt das Deutschlandticket vergleichsweise wenig Mehrverkehr. Mit Blick auf Nachhaltigkeitspotenziale trägt das Deutschlandticket dazu bei, dass Menschen den ÖPNV häufiger nutzen als noch vor der Einführung des Tickets und dabei Autofahrten, aber zu einem gewissen Teil auch zuvor mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegte Wege reduzieren. Sebastian Stegmüller, Leiter des Forschungsbereichs Mobilitäts- und Innovationssysteme am Fraunhofer IAO, zieht ein positives Fazit aus der Studie: »Vor allem aufgrund der gestiegenen Akzeptanz des ÖPNV und der Nachhaltigkeitseffekte kann das Deutschlandticket auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse als grundsätzlicher Erfolg gewertet werden. Dabei ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft, besonders mit Blick auf Regionen mit eingeschränkter Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel müssen neue Mobilitätslösungen gedacht, erprobt und etabliert werden.«
Die gesamte Studie der Fraunhofer-Allianz Verkehr über die Wirkungsweise und Nutzung des Deutschlandtickets steht zum Download bereit.