Das Potenzial von »Citizen Frugal Innovation« entfalten
Insgesamt durchlaufen die registrierten Ideen zwei Votings. Die besten Ideen erhalten eine Finanzierung für die weitere Entwicklung. Zusätzlich stehen den Bürger*innen bei der Ideenentwicklung auch Wissenschaftler*innen sowie Industrie-Mentor*innen unterstützend zur Seite, Student*innen helfen bei praktischen Problemen. Damit die Ideen am Ende auch zur Marktreife gebracht werden, sind die Industrieunternehmen HELIOZ und BSH Hausgeräte am Projekt beteiligt, auf deren Anwendungsfelder die zwei geplanten Challenges ausgerichtet sind. »Die ganze Idee basiert auf einem Win-Win-Konzept. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten die Möglichkeit, kreativ an neuen Produktideen mitzuarbeiten und die Unternehmen können einen besseren Einblick in die Bedarfe und Wünsche kostensensitiver Kunden erhalten. Ein Beispiel: Ein Waschmaschinenhersteller, der bereits die nächste Produktgeneration mit HighTech-Touchpad zur Bedienung plant, sieht vielleicht ein Potenzial in einfachen Maschinen mit wenig Funktionen, hat aber Schwierigkeiten, hierfür den richtigen Ansatz zu finden«, erklärt Liza Wohlfart vom Fraunhofer IAO und Projektleiterin von FRANCIS. Dem Konsortium ist es wichtig, die Gesellschaft als Ganzes anzusprechen, einschließlich marginalisierter Gruppen wie Arme, ältere Menschen und große Familien. Auch die wachsende Schicht der sogenannten Minimalisten, die versuchen ihr Leben aktiv zu vereinfachen, stehen im Fokus. Aus diesem Grund sollen die Events auch beispielsweise in Altersheimen, Schulen oder Bibliotheken stattfinden.
Erfahrungen mit bürgerschaftlicher Frugaler Innovation für zukünftige Initiativen schaffen
Ein weiteres Ziel von »FRANCIS« ist es, die Entwicklung eines soliden Citizen Frugal Innovation Frameworks voranzutreiben, um die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen und Industrie im Bereich Frugal Innovation zu unterstützen. Deshalb wird das Projektteam begleitend zu den Challenges auch verhaltenswissenschaftliche Tests durchführen, um Einblicke in mögliche Barrieren zu gewinnen und mehr über die Motivation und den Unterstützungsbedarf der beteiligten Bürger*innen zu erfahren. Anhand der aus erster Hand gewonnenen Erkenntnisse kann das Forschungsteam effektive Strategien zur Förderung Frugaler Innovationen und Citizen Science Initiativen ableiten.
Das Projekt ist im Februar gestartet. Für das Jahr 2021 ist die Entwicklung des wissenschaftlichen Rahmenmodells vorgesehen, um dann 2022 und 2023 die beiden Challenges durchzuführen. Einige Events werden in dem neuen Creative Space »Next:Lab« des Fraunhofer IAO stattfinden. »Für uns ist das Projekt ein weiterer wichtiger Baustein beim Aufbau unseres ›Zentrums für Frugale Produkte und Produktionssysteme‹ am Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus S-TEC«, betont Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer IAO. »Der baden-württembergische Mittelstand, den das Zentrum adressiert, profitiert von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem internationalen Austausch. Schließlich sind viele unserer Unternehmen auch global vernetzt«.