Der Klimawandel und die damit verbundene Verkehrswende setzen Akzente auf der Straße: Denn da braucht es Platz für Auto-, Fuß- und Fahrradverkehr sowie Grünflächen, Gastronomie und Kulturangebote. Ein Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität, flexiblen Flächennutzung und attraktiven Gestaltung von Städten ist das kommunale Parkraummanagement. Mithilfe von Daten und bestehenden digitalen Technologien lassen sich Parkprozesse optimieren und Mobilitätsangebote verbessern. Hier gibt es bereits zahlreiche neue Lösungen auf dem Markt, jedoch fehlt es in vielen Kommunen noch an einer Gesamtstrategie, um diese mehrwertstiftend zu bündeln.
Um Städte und Gemeinden auf dem Weg dorthin zu unterstützen und den Austausch im Ökosystem Parken zu fördern, hat das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO die neue hochkarätige Veranstaltungsreihe »Innovationsplattform Parken« ins Leben gerufen. Beim Auftakt vergangene Woche waren Fach- und Führungskräfte aus Kommunen, der Parkraumwirtschaft, Politik, sowie Datenspezialisten, Technologie- und Lösungsdienstanbieter auf dem Bildungscampus in Heilbronn vertreten. Neben themenbezogenen Keynotes namhafter Branchenakteure und angeregten Diskussionen wurde das Programm um eine Besichtigung des neuen Stadtquartiers »Neckarbogen« sowie interaktive Workshops ergänzt.
Daten schaffen Transparenz und helfen bei der Bewertung von Maßnahmen
Bei der Frage, welche Maßnahmen Kommunen ergreifen können, um positive Lenkungseffekte zu erzielen, können Daten helfen. »Ohne Daten bin ich im Prinzip blind«, bringt es Holger Hochgürtel, Senior Sales Director der INRIX Europe GmbH, auf den Punkt. Die Entscheidungsqualität zur Umsetzung von Steuerungsmaßnahmen kann durch systematische Analysen erheblich verbessert werden. »Wir haben ein unglaublich großes Potenzial an Technologie und Daten, die heute schon zur Verfügung stehen und das fällt auseinander mit dem, was bislang damit gemacht wird. Das heißt, wir nutzen nicht ansatzweise die Informationen, die uns vorliegen, um wirklich gute, passende und individuell auf die Stadt zugeschnittene Lösungen zu entwickeln. Genau dort müssen wir ansetzen«, so Dr. Bernd Bienzeisler, Leiter des Forschungs- und Innovationszentrums KODIS des Fraunhofer IAO.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Das Parken ist ein Prozess, der durch Städte proaktiv gesteuert werden kann. Wie das gelingt, haben Uwe Brück, Bereichsleiter Technik, und Nils Teske, Geschäftsführer von der PMG Parken in Mainz in ihrem Vortrag dargestellt. Unter dem Motto »Agieren statt Reagieren« hat das kommunale Unternehmen Maßnahmen zur Erhöhung des Kundenkomforts, Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsarten und Reduktion von Parksuchverkehren umgesetzt. So werden Autofahrende in Mainz dazu verleitet, aufgrund teurerer Parkgebühren auf der Straße direkt das nächste freie Parkhaus aufzusuchen. Zudem gilt der Parkschein gleichzeitig als ÖPNV-Ticket und für Fahrräder wurde ein eigenes Parkhaus errichtet.
Die Innovationsplattform Parken – mehr als eine Veranstaltung
Die Veranstaltung hat gezeigt, wie vielfältig die Branche ist und dass Kommunen und Parkraumbetreiber schon lange nicht mehr alleinige Player im Ökosystem sind. Aufgrund der zunehmenden Komplexität an Marktteilnehmenden sowie neuer Produkt- und Serviceinnovationen ist es umso wichtiger, dass Städte und Unternehmen die Potenziale von datengestütztem Parkraummanagement für die Verkehrslenkung, Flächennutzung und Quartiersplanung erkennen und ein Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren stattfindet. Die Innovationsplattform Parken möchte sich langfristig als Initiative etablieren, die die Vernetzung in der Branche fördert und gemeinsame Forschungs- und Umsetzungsprojekte realisiert.