Die Relevanz und Rolle von Museen und Kulturbetrieben wird zunehmend hinterfragt und komplexer, denn pandemiebedingte Einschränkungen, fortschreitende Digitalisierung, Fachkräftemangel, Klimawandel und die Energiekrise stellen die gesamte Branche vor multidimensionale Herausforderungen. Wie kann diesen Herausforderungen und Veränderungen im Kulturbetrieb mit innovativen Konzepten begegnet werden? Wie werden zeitgemäße Arbeits- und Organisationsmodelle sinnvoll angewandt? Welche Rolle spielt hierbei die Digitalisierung und der Einsatz von Technologien? Um Antworten auf diese Fragen zu finden (für Kulturbetriebe, deren Beschäftigte und deren Besuchende), neue strategische Partnerschaften einzugehen und Transformationsprozesse mit zukunftsweisenden Perspektiven anzustoßen, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO den Netzwerkverbund »Museum Innovation Network« initiiert. Dieser dient als wissenschaftsbasierte Ideenschmiede, um in enger Zusammenarbeit mit Akteuren des kulturellen Ökosystems neueste Erkenntnisse aus der Forschung mit der Expertise, Perspektive und den Fragestellungen der Netzwerkpartner zu bündeln und in reale Anwendungen zu überführen. »Plattformen und Innovationsökosysteme spielen nicht nur in der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. Auch im Kulturbetrieb beobachten wir eine zunehmende Bedeutung von branchenübergreifenden Kooperationen, um gemeinsam neue Angebote zu entwickeln und Herausforderungen besser bewältigen zu können. Das Museum Innovation Network ist ein Verbund, welcher sich mit kreativen Methoden genau diesen Kooperationen widmet, sie anstößt und lebt«, so Prof. Dr. Katharina Hölzle, Institutsleiterin des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart.
Von ganzheitlichem Blick auf das Ökosystem des Museums profitieren
»Museen und Kulturbetriebe gehören zu den systemrelevanten Säulen unserer Gesellschaft, denn ihre Bedeutung ist vielfältig und ihre Wirkung mannigfaltig. Ganzheitliche Lösungen und Innovationen für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu finden, können Betriebe allein nicht mehr bewältigen. Mit dem offenen Austausch im Netzwerk wird aus geteiltem Wissen eine gemeinsame Erkenntnis«, so Prof. Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Netzwerks und des Teams Smart Urban Environments am Fraunhofer IAO. Dafür kommen dem Netzwerk folgende Aspekte zugute:
Heterogenes Netzwerk: Die Netzwerkpartner stammen aus verschiedenen Bereichen des gesamten Ökosystems des Museumsbetriebs – angefangen bei unterschiedlichen Museumstypen, Agenturen, Galerien über Versicherungsbetriebe, Stadtgestaltung und -entwicklung, Tourismus, Technologie bis hin zu den verschiedensten Schnittstellen, welche die Institutionen beeinflussen. So werden durch einen ganzheitlichen Blick auf die Institution Museum und dessen Umfeld transdisziplinäre Prozesse mitgedacht und synergetische Potenziale gehoben.
Zukünftige Technologien: Die Netzwerkpartner erhalten Zugriff auf die Expertise und neusten Erkenntnisse aus der Fraunhofer-Forschung, auch aus anderen Branchen und Industrien, sowie zu verschiedenen, relevanten Technologien wie Künstlicher Intelligenz, XR-Technologie oder Blockchain.
Expertise im Bereich Smart Urban Environments, Destinationsentwicklung und Tourismus: Das Fraunhofer IAO verfügt über eine umfassende Expertise und Erfahrung darin, heterogene Branchennetzwerke zu führen und wissenschaftlich fundierte Innovationen in interdisziplinären Verbünden voranzutreiben.
Themenschwerpunkte von New Work bis zu ökologischer und sozialer Verantwortung
Über eine Projektlaufzeit von zwei Jahren, die mit dem Kick-off-Event im November mit knapp 40 Teilnehmenden startete, wird der Forschungsverbund an folgenden Themenschwerpunkten arbeiten:
- Organisationaler Wandel und Transformationskultur: Das Museum als agile Organisation und Anwender von New-Work-Konzepten. Wie sieht eine »Culture of Transformation« aus?
- Multidirektionale Reichweite und Partizipation: Das Museum als offener Raum für Begegnungen, Bildung und als Reallabor für kulturellen Wandel. Wie lassen sich Outreach, Partizipation und Inklusion ermöglichen?
- Soziale und ökologische Verantwortung und Zusammenarbeit: Das Museum als Problemlöser für zukünftige Herausforderungen in einem kollaborativen Ökosystem. Wie kann sozial verantwortlich und nachhaltig gehandelt werden?
In allen Feldern werden die Potenziale, Trends und Innovationen im Bereich Digitalisierung und Technologie mitgedacht, um Transformationsprozesse mit zukunftsweisenden Perspektiven anzustoßen.
Das Projekt lebt vom aktiven Austausch zwischen den Projektpartnern, die nicht nur ihre Expertise einbringen, sondern auch einen hohen Anwendungsbezug sicherstellen. So werden im Verbund aus Forschung und Praxis wertvolle Wissensvorsprünge generiert. Daher ist das Netzwerk offen für weitere Verbundpartner, die sich einbringen und in den offenen Austausch gehen wollen. Das erste Projektsteuerungsmeeting der Netzwerkpartner ist im März 2023 geplant.