Die Städte von morgen brauchen Platz. Platz für Busspuren, Fahrrad- und Fußgängerwege, E-Ladesäulen, Grün- und Retentionsflächen, sozialen Wohnungsbau und Frischluftschneisen. Doch woher soll der Platz kommen, der in Städten bereits heute knapp ist? Viele Kommunen nehmen verstärkt einen Flächenfresser in den Blick: den ruhenden Verkehr. Das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (KODIS) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat sich im Innovationsnetzwerk »Datengestütztes Parkraummanagement« dieser Thematik angenommen. Gemeinsam mit den Projektpartnern aus kommunalen Verwaltungen, der Daten- und Automobilwirtschaft, der Forschung, Interessenvertretungen sowie von öffentlichen Einrichtungen hat das Forschungsteam Lösungen entwickelt, die es ermöglichen, mit Hilfe von Daten Parkraum effizient zu nutzen und Kommunen beim datengestützten Parkraummanagement zu unterstützen. Die wesentlichen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen haben Vertreter*innen des Innovationsnetzwerks nun in der Handreichung »Kommunalen Parkraum datengestützt managen« zusammengetragen. Diese soll kommunale Akteure darin unterstützen, sich einen Überblick über die wichtigsten Schritte und Stolpersteine auf dem Weg zu einem datengestützten Parkraummanagement zu verschaffen.
Parkraummanagement ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein ständiges To-do
Ziel von Parkraummanagement ist es, das PKW-Aufkommen sowie den Parksuchverkehr in Städten zu reduzieren, ruhenden Verkehr in Parkhäusern und an Ortseingängen zu bündeln, den Umstieg auf alternative Verkehrsmittel zu fördern und Falschparken zu unterbinden. Damit all dies gelingt, braucht es grundlegende Informationen zur gesamten Prozesskette des Parkens, sodass Kommunen das Angebot entsprechend steuern, den Parkraum gezielt bewirtschaften, Anreize schaffen und die Suchenden zu einem freien Parkplatz lotsen können. Effizientes Parkraummanagement ist damit eine andauernde Aufgabe: »Es geht nicht nur darum, einmalig Anwohnerparkzonen einzurichten oder Parkgebühren zu erheben. Stattdessen geht es um das dynamische und kontinuierliche Management der aktuellen Verkehrs- und Parksituation«, sagt Veronika Prochazka, Teamleiterin Public Service Innovation am Fraunhofer IAO und Leiterin des Projekts.
Kommunen haben oft einen großen Schatz an Daten, nutzen ihn aber nicht systematisch
»Im Innovationsnetzwerk haben wir festgestellt, dass viele Kommunen bereits einen großen Schatz an statischen und dynamischen Daten haben, diesen bislang aber nicht systematisch für das Parkraummanagement nutzen. Wir haben daher gemeinsam erarbeitet, wie Kommunen ihren vorhandenen Datenbestand erfassen und fehlende Daten erheben bzw. beziehen können und welche Daten-Plattformen und Standards es bereits gibt. Zudem haben wir analysiert, wie digitale Dienste und Lösungen den Parkprozess unterstützen können und was Kommunen tun müssen, um datengestütztes Parkraummanagement in der Praxis einzuführen«, fasst Melanie Handrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Parkraum-Expertin am Fraunhofer IAO, die Ergebnisse zusammen. Haben Städte und Gemeinden erst einmal die Grundlagen geschaffen und ein Zielbild entwickelt, was sie mit dem datengestützten Parkraummanagement erreichen wollen, sind verschiedene Schritte notwendig. Unter anderem ein klares Verständnis für die Handlungsbedarfe, aus denen sich konkrete Maßnahmen ableiten und priorisieren lassen sowie einen politischen Auftrag und schließlich klar umrissene Pilotprojekte, um erste Erfahrungen zu sammeln und sich an technische Fragestellungen heranzutasten.
Das Innovationsnetzwerk ist ein Format des Kommunalen InnovationsCenters (kurz KIC@bw), einem Angebot des Verbundprojekts Digitalakademie@bw zur Förderung der digitalen Transformation in den Verwaltungen der Kommunen und Landkreise in Baden-Württemberg. Das Verbundprojekt wurde vom Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg gefördert.