Der Weg von der Bewerbung bis zur Einstellung in einem Unternehmen stellt wichtige Weichen: Für das Unternehmen, das angesichts von Fachkräftemangel und immer komplexeren Arbeitsprozessen möglichst kompetentes und diverses Personal finden und halten möchte, aber auch für die Bewerberinnen und Bewerber, die ihre Kompetenz und ihre Persönlichkeit in einem Unternehmen entfalten möchten, das zu ihnen und ihren Vorstellungen passt. Gerade viele KMU leisten sich bei ihren Auswahlmethoden aber Wildwuchs.
Das Auswahlverfahren als Abbild des Unternehmens
Wie Assessment-Center oder Job-Interviews ablaufen, hat also weitreichende Auswirkungen und hinterlässt bei den Kandidatinnen und Kandidaten den ersten und prägenden Eindruck. Diskriminierung passiert in Auswahlverfahren durch unbewusste Vorurteile, auch wenn diese nicht beabsichtigt sind. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die nicht über großen Personalabteilungen verfügen, stehen vor der Herausforderung, »die Richtigen« zu finden. Vor diesem Hintergrund hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zusammen mit ACI Diversity Consulting den Leitfaden »Die Richtigen finden!« erstellt. Auf Basis von Praxisbeispielen aus deutschen Unternehmen und Behörden zeigt das Autorenteam auf, wie es Unternehmen in einfachen Schritten gelingt, ihre Einstellungsprozesse fair und diskriminierungsfrei zu gestalten. Der Fokus liegt dabei auf dem Bedarf von KMU und eignet sich zudem für Ausbildungs- und Weiterbildungszwecke im Personalmanagement.
»So eingängig die Praxistipps klingen, so wichtig ist es, diese zu kennen und systematisch anzuwenden«, sagt Katharina Hochfeld, Leiterin des Forschungsbereichs »Responsible Research and Innovation« am Fraunhofer IAO. Vom klar formulierten Stellenprofil über das Mehraugenprizip bei der Personenauswahl bis hin zur Standardisierung von Auswahlmethoden, um sicherzustellen, dass man nicht von unwesentlichen Informationen beeinflusst wird. Oft wird einfach nicht genug Zeit in die Personalauswahl investiert und »Zeitdruck erzeugt Bias«, so Hochfeld.
Abkehr vom Gender Bias
Tijen Onaran, die Inhaberin des Partnerunternehmens ACI Diversity Consulting, verdeutlicht die Relevanz des gemeinsamen Vorhabens mit Fraunhofer IAO: »Ich glaube fest daran, dass Vielfalt nicht nur ein Ziel, sondern eine Notwendigkeit ist, um erfolgreich zu sein.« Die Publikation ist ein Baustein im Rahmen des Projekts »recruit:fair«, in dem das Fraunhofer IAO diskriminierungsfreie Einstellungsverfahren entwickelt, insbesondere im Hinblick auf den Aspekt »Gender Bias«. Diese sind in Einstellungsverfahren weit verbreitet und können sich mit der Zeit verstärken.
Der Praxisleitfaden ist ab sofort kostenlos zum Download erhältlich.