Der Lieferverkehr hat mit bis zu 30 Prozent wesentlichen Anteil am sowieso schon viel zu hohen Verkehrs- und Schadstoffaufkommen in Städten. Lieferdienstleister haben Lastenfahrräder als nützliche Alternative zu herkömmlichen Lieferfahrzeugen entdeckt und testen momentan vermehrt, wie sich diese für die Warenbelieferung in den Städten eignen. Jedoch fehlt es derzeit in diesem jungen und dynamischen Marktsegment an ausgereiften Technologien, die flächendeckend einsetzbar sind und denen es gelingt, die Faktoren Mensch und Lastenrad im Logistikprozess intelligent miteinander zu verzahnen.
Branchenübergreifende Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Einen wichtigen Beitrag zum Meistern dieser Herausforderungen soll nun das Verbundprojekt »SmartRadL« leisten. Das im September 2019 gestartete Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds (mFUND) mit insgesamt 780.000 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.
Über eine Laufzeit von 30 Monaten entwickelt und pilotiert das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, das eng mit dem Fraunhofer IAO kooperiert, gemeinsam mit der FLS GmbH und dem Start-up Unternehmen veloCARRIER GmbH ein intelligentes Touren- und Auftragsmanagement für urbane Lastenradverkehre. Wertvolle Hilfe erhält das Konsortium von der Stadt Stuttgart, die das Projekt mit ihrer Expertise, stadträumlichen Daten sowie Feldzugängen unterstützt. Martin Schmidt vom Radlogistikverband Deutschland sieht in der branchenübergreifenden Kooperation eine echte Chance: »Für die Lastenradlogistik bietet die Prozessoptimierung mithilfe digitaler Lösungen innovative Möglichkeiten. Ein effizienter Einsatz von Fahrern, Fahrzeugen und Flächen ist für die Branche einer der wesentlichen Erfolgsbausteine.«
Echtzeit-Tourenplanung mithilfe einer integrierten Softwarelösung
Um den Auftragsabwicklungsprozess und den damit zusammenhängenden Lastenradverkehr teilautomatisiert und intelligent steuern zu können, entwickelt das Projektteam eine Software für die Termin- und Tourenplanung, die in Echtzeit auf die Besonderheiten der Innenstadtradlogistik abgestimmt ist. Der Tourenalgorithmus berücksichtigt eine Vielzahl von Daten, die für den Lastenradverkehr von Bedeutung sind. Die Projektpartner erheben diese nach und nach über Sensorik, Tourentracking und Vor-Ort-Analysen in den Beispielstädten Stuttgart, Tübingen und Köln. Anhand wissenschaftlicher Methoden werten die Forschenden diese Daten aus und entwickeln praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten. Konventionelle Lieferverkehre können damit auf Lastenräder umgestellt werden, ohne dass es zu kontraproduktiven Nebeneffekten kommt, weil die Lastenräder im Hinblick auf die stadträumlichen Besonderheiten effizienter betrieben werden können. Somit hilft »SmartRadL« dabei, die Datengrundlage für den Einsatz von Lastenrädern in der urbanen Logistik zu verbessern und stellt die Weichen für eine wirtschaftlich tragfähige emissionsfreie City-Logistik in deutschen Großstädten.