Architektur gestaltet nicht nur Räume, sie erzählt auch Geschichten und spiegelt Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft wider. Der Bildband »Traumfabriken«, herausgegeben von Olaf Salié und Hartmut Rauen, beleuchtet die oft übersehene Welt der Produktionsarchitektur, die für das tägliche Leben von Millionen von Menschen von zentraler Bedeutung ist. Diese Welt bietet mehr als Arbeitsplätze, sie verkörpert ein unternehmerisches Denken, das Nachhaltigkeit und Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Die 25 gezeigten Fabriken verbinden moderne Produktion, Innovation und Teamarbeit zu einem ganzheitlichen Ansatz, der auch die Zukunft der Arbeit thematisiert – von hochmoderner Produktion über Mitarbeiterkommunikation bis hin zu Ressourceneffizienz und Digitalisierung.
Faszination Arbeit: Ein neuer Blick auf den Sinn der Arbeit
Im Kapitel »Faszination Arbeit« stellen Prof. Dr. Katharina Hölzle, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation und Dr. Stefan Rief, Leiter des Forschungsbereichs »Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung« am Fraunhofer IAO, die zentrale Frage: Wie kann die Arbeitswelt so gestaltet werden, dass sie individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird? Die Diskussion um die Arbeitswelt ist intensiver denn je: Themen wie Anwesenheitspflicht, Fachkräftemangel und der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche polarisieren die Meinungen. Während die einen Arbeitszeitverkürzung als Schlüssel zu mehr Lebensqualität sehen, warnen andere vor möglichen Produktivitätsverlusten. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit den wenigsten geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr und Erwerbstätigen und sieht sich gleichzeitig mit steigenden psychischen Erkrankungen konfrontiert. »Die aktuellen Herausforderungen der Arbeitswelt erfordern eine Neugestaltung, damit Arbeit wieder als wertvoll und sinnstiftend erlebt werden kann«, betont Prof. Dr. Katharina Hölzle.
Raum für Identifikation, Gemeinschaft und Innovation bieten
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, ist es entscheidend, in Zeiten hybrider Arbeit »Traumfabriken« zu schaffen, die Raum für Identifikation, Gemeinschaft und Innovation bieten. »Arbeit sollte nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern als Chance zur persönlichen und gesellschaftlichen Entfaltung gesehen werden«, so Prof. Dr. Katharina Hölzle. Die gesellschaftliche Relevanz von Arbeit ist entscheidend für Wohlstand und soziale Teilhabe, wobei Unternehmen eine zentrale Rolle bei der sozialen Integration spielen. Dr. Stefan Rief ergänzt: »Wir müssen Arbeitsplätze schaffen, die nicht nur produktiv sind, sondern auch Raum für Kreativität und Identifikation bieten. Traumfabriken sollten Orte sein, an denen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen und voneinander lernen«. Hölzle und Rief sind sich sicher, dass wir mit neuen Technologien und flexiblen Arbeitsmodellen eine Arbeitswelt gestalten können, die produktiv und erfüllend ist und die Faszination an der Arbeit neu entfacht.