Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) sind in der heutigen Arbeitswelt bereits vielfältig im Einsatz und werden häufig in zwei Kategorien eingeteilt. Entweder sie übernehmen Aufgaben, die sich komplett automatisieren lassen, oder sie dienen Menschen als Unterstützung, damit diese ihre Aufgaben effizienter durchführen können. Doch wie sieht es mit allen Einsatzmöglichkeiten dazwischen aus? Welche Berufe entstehen in Zukunft noch aufgrund der Möglichkeiten von KI? Es stecken große Unbekannte hinter dem AI-Faktor X, der vielen Menschen im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft Angst macht.
KI soll dem Allgemeinwohl dienen
»Es geht nicht darum, bestimmte Berufe zu erhalten oder zu schützen, sondern die Rolle des Menschen mit seinen Kompetenzen in der zukünftigen Arbeitswelt neu zu definieren und sinnvoll zu gestalten«, sagt Peissner, der als Leiter der Arbeitsgruppe »Future of Work« gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten das Positionspapier »Policy Brief: Generative AI, Jobs, and Policy Response« verfasst hat. Denn dass KI unsere Arbeitswelt bereits verändert und weiter verändern wird, ist unbestritten. Umso wichtiger ist es, die Technologie und ihre Auswirkungen jetzt zu verstehen, für die Menschen, die damit künftig arbeiten werden, verständlich zu machen und so zu gestalten, dass sie nicht nur finanzielle Vorteile für Unternehmen bringt, sondern auch für Arbeitnehmer sowie unsere Gesellschaft positive Effekte erzielt.
Technologie-Akzeptanz als Erfolgsfaktor für den Wandel
»Public Awareness«, also die Sensibilisierung für und Aufklärung über die Technologie, ist folgerichtig eine der 10 Handlungsempfehlungen, die dank der internationalen Mischung des Arbeitskreises auch einige Empfehlungen enthält, die der Ausbeutung sogenannter Clickworker im globalen Süden durch große Tech-Konzerne vorbeugen sollen. Die Beteiligung von Arbeitnehmervertretungen bei der Gestaltung von KI-Anwendungen ist ein weiterer Punkt, der in Deutschland dank des starken Mittelstands sowie Gewerkschaften gut lösbar ist. Maßnahmen, um die Menschen für neue Berufsfelder vorzubereiten oder ihnen in Zukunft notwendige Kompetenzen zu vermitteln, müssen aus Sicht des Expertengremiums nicht nur von der Politik gefördert, sondern auch in den Unternehmen strategisch verankert werden. »Denkbar wäre ein Weiterbildungstag in der Woche, ähnlich wie der berühmte ›Innovation Friday‹ - aber für alle Mitarbeitenden« sagt Matthias Peissner. Dafür müssten Unternehmen Zeit und Raum geben.
Living Labs: Freiräume im Denken und Handeln schaffen
Damit die Auswirkungen von KI besser abgeschätzt und entsprechend gesteuert werden können, sind innovative Forschungsformate wie z.B. Living Labs oder »Sandboxes« gefragt, also Räume, in denen frei experimentiert werden kann. Diese zu finanzieren und zu ermöglichen ist die Grundvoraussetzung, um nicht nur nicht nur den Status quo zu untersuchen, sondern neue Strategien für einen wünschenswerten KI-Einsatz am Arbeitsplatz zu entwickeln. »Im Projekt KI-Ultra haben wir die Erfahrung gemacht, dass solche Unternehmenslabore den Austausch fördern und wichtige Stolpersteine in Transformationsprojekten aufzeigen« berichtet Matthias Peissner. In dem Projekt sind bereits viele Handlungsleitlinien entstanden, die Peissner in das Positionspapier einbringen konnte.
»Wir sind uns bewusst, dass die vorliegende Publikation sich an aktuellen Berufsbildern orientiert. Diese ändern sich momentan. Diese Transformation können und sollten wir aktiv mitgestalten« fordert Peissner.