Faszination Forschung
Kathrin Pollmann, Wissenschaftlerin im Team »User Experience«, möchte Roboter so gestalten, dass sie Menschen nützen.
Als Kind war mein Berufswunsch definitiv nicht Forscherin. Ich wollte Detektivin oder Schriftstellerin werden, aber ich weiß noch, wie meine Oma immer gesagt hat: »Der wissenschaftliche Bereich wäre doch etwas für dich. Du bist so neugierig.« Was ich heute mache, fühlt sich an wie eine Kombination von alldem: Als Forscherin versuche ich, Dingen auf die Spur zu kommen und Zusammenhänge zu erkennen. Das ist wie Detektivarbeit. Und ich schreibe und publiziere viel.
Dass ich einen Studiengang wählte, der zur Hälfte aus Informatik bestand, ist schon kurios, denn in der Schule hatte ich das Fach abgewählt. Ich fand Psychologie spannend, Kunst und Gestaltung auch, und ich mochte den Gedanken, beides miteinander zu verbinden, um etwas Nützliches zu gestalten. Informatik nahm ich als notwendiges Übel in Kauf, um coole Anwendungen bauen zu können. Nur gab es diese Verbindung im Studium anfangs gar nicht. Informatik und Psychologie wurden getrennt gelehrt, bis ich in einer Vorlesung zum Thema »Mensch-Computer-Interaktion« saß, die beide Stränge zusammenführte. Das faszinierte mich so sehr, dass ich für meinen Master nach Studiengängen suchte, die das in den Fokus rückten.
An der Uni in Eindhoven kam ich in Kontakt mit Robotern. Damals wurde der humanoide Roboter NAO erforscht, es ging um eine mögliche Interaktion mit älteren Menschen. Ich fand das lebensnah und führte eigene Projekte durch, in denen der Roboter Mastermind spielte und dabei verschiedene Gesten und Mimiken zeigte. Wir wollten herausfinden, ob das Spiel dadurch für die Menschen interessanter wurde. Im Laufe der Zeit wurde Mensch-Roboter-Interaktion zu meinem Forschungsschwerpunkt.
Was mich in meiner Arbeit am meisten antreibt, ist der Wunsch, Roboter so zu gestalten, dass sie einen Mehrwert für Menschen darstellen und einfach zu nutzen sind. Mein Ansatz hierbei ist, eine Art universelle Robotersprache zu entwickeln, die nicht versucht, menschliche Kommunikationsmechanismen zu kopieren, sondern etwas Eigenes darstellt. Roboter sollten als solche erkennbar sein. Sie haben eine Form, die uns hilft, bestimmte Aufgaben auszuführen, und sollten so kommunizieren, dass wir sie intuitiv verstehen.
Um das zu erreichen, binde ich die Menschen stets in die Entwicklung mit ein. Aktuell testen wir zum Beispiel den Einsatz von Reinigungsrobotern in Ulm und holen uns dafür Feedback von Passantinnen und Passanten ein. Das ist das Wertvolle an der angewandten Forschung am Fraunhofer IAO: Sie liefert konkrete, greifbare Ergebnisse, die etwas im Leben der Menschen verbessern. In dem Sinne bin ich Forscherin mit Leib und Seele.