Initiative für eine neue Arbeitswelt
Damit die Transformation der Arbeitswelt gelingt, braucht es neue Ideen. Dr. Ariane Reinhart, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin der Continental AG in Hannover, hat das Netzwerk »Allianz der Chancen« ins Leben gerufen, um Impulse zu setzen. Im Interview erklärt sie, was die Initiative antreibt.
Frau Dr. Reinhart, wie ist die »Allianz der Chancen« entstanden?
Auslöser war eine Videokonferenz im Februar 2021. Arbeitsdirektorinnen und Arbeitsdirektoren einiger DAX-Unternehmen sprachen mit Arbeitsminister Hubertus Heil über Corona und den Umgang damit. In dieser Runde sagte ich, wir müssten auch überlegen, wie wir der Transformation begegnen, die sich im Zuge der Coronazeit beschleunigt hat, und wie das die Industrie verändert. Bundesminister Heil regte daraufhin an, eine Arbeitsgruppe zu bilden. Aus der ist im September 2021 die »Allianz der Chancen« hervorgegangen.
Warum braucht es ein solches Netzwerk?
Der tiefgreifende Strukturwandel der deutschen Wirtschaft umfasst alle Geschäftsbereiche, Industrien, Produkte und Dienstleistungen. Wir können diese Transformation nur gestalten, wenn es nicht zu Brüchen kommt. Als Industrieunternehmen ist uns bewusst, dass wir einen Rahmen schaffen müssen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Perspektiven bieten zu können, wenn auch nicht im bisherigen Betrieb. Wir wissen auch, dass Transformation in einer Region stattfindet. Das heißt, wir brauchen Verbündete in der Region. Friedrich Dürrenmatt sagte mal: »Was alle angeht, können nur alle lösen.« Wir haben Verantwortung für die Menschen. In dem Sinne sehen wir uns als Verantwortungsgemeinschaft. Das Thema liegt uns am Herzen.
Welches Ziel verfolgt Ihre Initiative?
Im Kern geht es darum, Beschäftigte in den Wandel mitzunehmen, Arbeitslosigkeit zu vermeiden, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wir setzen uns dafür ein, Menschen beruflich zu qualifizieren, und bieten ihnen Zugang zu Jobs in anderen Betrieben. Diesen Ansatz nennen wir »von Arbeit in Arbeit«. In der Praxis sieht das so aus, dass wir uns innerhalb des Netzwerks austauschen und sagen: Wir hätten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für euch. Welche Bedarfe habt ihr? Wenn diese noch nicht zu hundert Prozent passen, können wir sie entsprechend weiterbilden. Für die Unternehmen ist das eine Win-Win-Situation. Sie bekommen erstklassige Beschäftigte, die von Tag eins an produktiv sind.
Wer sind Ihre Mitglieder?
Bei uns sind Unternehmen und Institutionen aus allen Branchen und in allen Größen vertreten, von Kleinstbetrieben bis hin zu Großkonzernen. Das macht unsere Kraft und Diversität aus.
Wie unterstützt Sie das Fraunhofer IAO?
Das Fraunhofer IAO begleitet uns wissenschaftlich. Die Forschenden geben dem Ganzen eine Struktur. Sie erstellen Statistiken und Erhebungen, die laufend aktualisiert werden müssen, bereiten Umfragen vor und werten sie aus, haben sich auch konzeptionell eingebracht. Sie managen alles. Das ist für uns enorm wichtig.
Wie können interessierte Unternehmen an Sie herantreten?
Wer mitmachen möchte, erreicht uns über unsere Website oder kann uns Vorstände auch über LinkedIn kontaktieren. Wir freuen uns über jede Anfrage.