»Das Versprechen heißt: Komplexitätsreduktion«

Entwicklungshelfer

Portraitfoto von Veronika Prochazka. Sie blickt lächelnd in die Kamera und hat einen Arm locker auf dem Fensterbrett aufgelegt.
© Martin Albermann
Veronika Prochazka ist seit Mai 2023 bei IPAI tätig und leitet den Bereich »Product & Platform Strategy«. Zuvor war sie Teamleiterin beim Fraunhofer IAO im Bereich »Public Service Innovation«. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaft in Regensburg und Salzburg studiert.

Unternehmen, die KI-Anwendungen entwickeln oder entwickeln wollen, stehen zunächst oft vor einem großen Fragezeichen. IPAI in Heilbronn dient ihnen schon heute als erste Anlaufstelle – und soll bis 2027 zu einem großen Tech-Campus heranwachsen, sagt IPAI-Mitarbeiterin Veronika Prochazka.

In Heilbronn entsteht mit IPAI (Innovation Park Artificial Intelligence) gerade ein ambitioniertes Projekt in Sachen Künstliche Intelligenz (KI). Was genau steckt dahinter?

Wir verstehen uns als eine Innovationsplattform für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die sich auf die KI-Transformationsreise begeben. Bei uns finden sie Möglichkeiten zum Austausch mit Gleichgesinnten und KI-Expertinnen und -Experten, Qualifikationsangebote, leistungsfähige Infrastruktur für KI-Projekte und eine perfekte Umgebung für das kollaborative Arbeiten. Mit gezieltem Matchmaking helfen wir Unternehmen dabei, den richtigen Partner in der jeweiligen Phase zu finden – von der Identifikation des Anwendungsfalls bis hin zur Umsetzung. Zudem wollen wir den Ideenreichtum unserer Members anregen. Aktuell entwickeln wir deshalb eine Plattform, auf der unsere Members unterschiedliche Anwendungen im Bereich Generativer KI ausprobieren können und wo so die großen Sprachmodelle erlebbar werden.

Können Sie ein Beispiel geben für eine KI-Anwendung, an denen IPAI-Mitglieder arbeiten?

Ein Unternehmen entwickelt eine automatische Bilderkennung, die verschiedene Schrauben identifizieren kann. Das ist für den Baustoffhandel interessant, wenn Kundinnen und Kunden ein bestimmtes Produkt suchen. Oder im Bereich der Maschinen- und Anlagenwartung, wenn eine Technikerin oder ein Techniker nicht lange in Handbüchern suchen muss, um Ersatzschrauben zu identifizieren.

Bis 2027 soll in Heilbronn ein ganzes Stadtviertel entstehen, das der KI gewidmet wird.

Der virtuelle Raum reicht für unser Anliegen nicht aus. In einem ersten Schritt haben wir ein Bürogebäude gemietet, das einen Anlaufpunkt für unsere Member und die KI-Community bietet. Mitte des Jahres werden wir ein neues Gebäude beziehen, in dem wir fünfmal mehr Fläche haben. Und dann steht voraussichtlich im nächsten Jahr der Spatenstich für den IPAI Campus an, einem 23 Hektar großen Viertel im Norden von Heilbronn. Dort werden Büroflächen und Coworking-Spaces, Eventräume, ein Reallabor, ein Startup-Innovation-Center, ein Rechenzentrum, temporäre Wohnangebote, ein Mobility Hub, Restaurants und eine Kita entstehen. Es soll ein offenes Quartier werden. Dafür wird auch unser Kommunikationszentrum sorgen, das dem Dialog mit der Öffentlichkeit gewidmet wird. Durch die Förderung des Landes Baden-Württemberg hat IPAI auch einen gemeinnützigen Anspruch.

Warum sollten Unternehmen Mitglied bei IPAI werden?

Das große Versprechen heißt Komplexitätsreduktion. Grundsätzlich sind die meisten Zutaten für die KI-Revolution da draußen vorhanden. Doch viele Unternehmen wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Sie wissen oft nicht, welche Anwendungsfälle für KI gut geeignet sind und wie gut ihre Datengrundlage ist. Dann stehen sie vor einer Fülle von Angeboten, deren Qualität und Passgenauigkeit sie nur schwer einschätzen können. Genau an der Stelle wollen wir ansetzen. Unser Ziel ist es, unseren Members Wege aufzuzeigen, wie sie ihren eigenen KI-Reifegrad feststellen und davon ausgehend die nächsten Schritte gehen. Wir helfen bei der Partnersuche, wobei auch Start-ups und Lösungsanbieter eine wichtige Rolle spielen. Damit machen wir es den Unternehmen maximal einfach, sich mit KI auseinanderzusetzen. Gerade auch den kleinen und mittleren Unternehmen wollen wir Mut machen. In ihrer Innovationskraft schlummert großes Potenzial.

Weitere Informationen

Wissenschaftlicher Begleiter

Ein wichtiger Partner von IPAI ist das Forschungs- und Innovationszentrum KODIS des Fraunhofer IAO, das sich mit dem Thema angewandte Künstliche Intelligenz beschäftigt. Es begleitet den Aufbau und erstellt für IPAI Studien und Whitepaper zu Fragestellungen aus diesem Fachgebiet. Daneben gründet es Innovationsnetzwerke, um mit Praxispartnern künftige Anwendungen von KI-Services zu erarbeiten, und organisiert Veranstaltungen, um den Austausch über Chancen und Herausforderungen von KI-Lösungen zwischen der Fach-Community und der Öffentlichkeit zu fördern.

The Global Home of Human AI

Um die lokale Wirtschaft, Deutschland und Europa in die Position zu versetzen, im globalen Wettbewerb standzuhalten unterstützt der Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) Startups, KMUs, Unternehmen, aber auch den öffentlichen Sektor sowie Forschung und Wissenschaft, gemeinsam KI neu zu denken und in die Anwendung zu bringen. IPAI fungiert dabei als zentrale Plattform, die notwendige Ressourcen zentral bündelt und eine synergiegetriebene Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Partnern ermöglicht.

 

Aus dem Magazin »FORWARD

Dieses Interview ist Teil des Magazins 1/24 des Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem IAT der Universität Stuttgart.