Faszination Forschung
Maximilien Kintz, Leiter des Teams »Angewandte Künstliche Intelligenz« am Fraunhofer IAO, liebt am Forschen den Prozess des Entwickelns.
Dass ich Forscher wurde, verdanke ich mehr oder weniger einem Zufall. Kurz vor Ende meines Informatikstudiums suchte ich nach einem Thema für meine Diplomarbeit und ging zur infos-Kontaktmesse an der Uni Stuttgart. Dort traf ich auf Thomas Renner, der heute noch mein Chef am Fraunhofer IAO ist. Wir kamen ins Gespräch, ich fand interessant, was er erzählte, welche Themen sich anboten, und die Dinge nahmen ihren Lauf. 16 Jahre später bin ich immer noch hier.
In dieser kleinen Begebenheit steckt einiges von dem, was das Forschen für mich ausmacht. Einmal ist da die Suche. Man hat eine Aufgabe zu lösen, ein Ziel. Dann der Zufall, ein Impuls aus unerwarteter Richtung. Man trifft jemanden, schnappt eine Bemerkung auf, aus einem anderen Kontext, einem beiläufigen Gespräch, und plötzlich bringt einen das auf eine Idee, eine neue Spur, und etwas Neues entwickelt sich daraus. Und genau dieses Neue und die Entwicklung sind für mich die beiden treibenden Faktoren, das, was mich am Forschen am meisten fasziniert.
Die Themen, an denen wir hier am Institut arbeiten, verändern sich ständig. Ich mag das, die Bewegung darin, dass etwas Schritt für Schritt vorangeht, sich weiterentwickelt und man selbst Teil davon ist. Als Forscher muss man immer bereit sein, neue Sachen auszuprobieren, ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Manchmal bekomme ich Jahre nach Ende eines Projekts mit, dass zum Beispiel ein Tool, das wir für einen Kunden gebaut haben, tatsächlich noch eingesetzt wird. Das freut mich dann. Wenn etwas bleibt und hilft.
Was ich gerade lernen darf, ist zu akzeptieren, dass man nicht alles wissen kann. Manche Entwicklung schreitet so schnell voran, dass man auch als Forscher kaum hinterherkommt. Das erleben wir beim Thema KI. Sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Anwendung verändert sich alle zwei Monate enorm viel, das ist einerseits spannend, andererseits frustrierend. Ich habe immer an interessanten und relevanten Themen gearbeitet, aber das hat eine andere Qualität. Die Herausforderung ist nun, den Hype in produktive Bahnen zu lenken, also überzogene Erwartungen auf ein realistisches Maß herunterzuschrauben und gangbare Wege aufzuzeigen, um das Potenzial dieser Technologie langfristig zu erschließen.
Das Laufen hilft mir, den Kopf freizubekommen. Meine Wettkampfstrecke ist der Halbmarathon, dafür trainiere ich dreimal in der Woche, mindestens eine Stunde, draußen im Wald, an der frischen Luft. Es heißt ja, wenn einem alles zu viel wird, soll man sich auf kleine, konkrete Aufgaben fokussieren. Diesen Effekt hat das Laufen für mich. Denn auch da geht es voran, Schritt für Schritt. Bis man am Ziel ist.