»Wir konnten zeigen, dass sich die Kundinnen und Kunden, vor allem aber auch die Nutzenden, tatsächlich eine frugale Lösung wünschen, ein hochwertiges und zugleich simples Gerät«, sagt Wohlfart heute. Keine Kopplung mit irgendwelchen Netzwerken, keine weiteren Funktionen wie integrierte Lautsprecher oder Datenträger, sondern einfach nur eine Box, die die unterschiedlichsten Geräte mobil mit Strom versorgen kann. Darüber hinaus zeigte das Projekt, welche Zielgruppen Bachmann in den Fokus nehmen sollte und worauf diese bei der Gestaltung und Ausstattung besonderen Wert legen.
»Die Befragungen, die das Fraunhofer IAO durchgeführt hat, zeichneten sich unter anderem durch ihre Wissenschaftlichkeit aus«, sagt Jeannette Wild, Innovation Manager bei Bachmann. Der neutrale Blick von Wohlfart und ihrem Team sei die Basis für die größtmögliche Objektivität und Transparenz in der Entwicklung des neuen Produkts gewesen. »Die ergebnisoffene Herangehensweise war an dieser Stelle enorm wichtig.«
Frugale Lösungen sind zunehmend gefragt
Es gibt mehrere Gründe, warum frugale Lösungen so beliebt sind, sagt Wohlfart. Da ist zum einen der Wunsch vieler Menschen, nachhaltiger zu leben. »Einfache Geräte sind mit weniger Technik ausgestattet, binden also weniger Rohstoffe und sind weniger wartungs- und reparaturbedürftig.« Auch der demografische Wandel treibe den Trend voran: »Gerade ältere Menschen wünschen sich in der Regel schlichte Lösungen, also Geräte mit einer überschaubaren Anzahl von Schaltern und Funktionen.« In Zeiten der digitalen Vernetzung aller Geräte, kommen frugale Innovationen betont reduziert daher. Und sind gerade deshalb so attraktiv. Wer will sich schon durch lange Betriebsanleitungen kämpfen?
Auch im globalen Wettbewerb spielen frugale Lösungen eine zunehmend wichtige Rolle. Vor allem rasant wachsende Volkswirtschaften wie China, Indien oder Brasilien sind auf Produkte angewiesen, die auf die Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten sind und dem Perfektionismus im Engineering weitere Prioritäten an die Seite stellen. »Natürlich ist eine hohe Qualität gefragt. Aber muss dies gleichbedeutend sein mit hoher Komplexität? Viele wünschen sich stattdessen ein Plus an Nutzungsfreundlichkeit. Und auch der Preis spielt eine Rolle«, sagt Wohlfart. Siemens Healthineers etwa hat das Thema »Access to Care«, also die Sicherstellung einer hochwertigen und zugleich erschwinglichen Gesundheitsversorgung für alle, als strategische Priorität ausgelobt. Daimler Truck hat mit »BharatBenz« eine Nutzfahrzeugmarke speziell für den indischen Markt gegründet, der Landmaschinenhersteller Claas aus Nordrhein-Westfalen hat mit dem »Crop Tiger« eine Erntemaschine speziell für Asien auf den Markt gebracht. Manche Lösungen, die für Schwellenländer entworfen wurden, haben später sogar im heimischen Markt großen Erfolg, zum Beispiel als Zweitgerät, das Hilfe bei schnellen, einfachen Einsätzen bietet. Wie wichtig das Thema aktuell ist, hat auch das Land Baden-Württemberg erkannt. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes fördert das ZFP seit 2018.