Roadtrip mit dem KI-Infomobil

Wissenstransfer

Welche Chancen und Risiken bringen KI-Anwendungen im Unternehmen mit sich? Über Fragen wie diese diskutieren Forschende des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart mit Belegschaften von Unternehmen in ganz Deutschland. Ein Reporterteam hat das Team des KI-Infomobils auf seiner Reise nach Duisburg und Frankfurt begleitet. Ein Roadtrip.

Die Kirchturmuhr hat im Duisburger Hafenstadtteil Ruhrort gerade halb acht geschlagen, als Christine Busch den türkisfarbenen E-Bus über das Pflaster des Firmengeländes der Haniel-Gruppe lenkt. Sie fährt vorbei an den Beschäftigten, die im Morgengrauen durch die Pforte strömen, passiert die Cafeteria und stoppt an einem riesigen, gläsernen Kubus, dem Foyer. Hier parkt sie den Bulli, auf dessen Heckscheibe ein Schriftzug prangt: »KI-Studios. Ich komme auch in dein Unternehmen.«

Christine Busch öffnet den Kofferraum und kramt eine Papprolle heraus. Vom Beifahrersitz steigt ihre Kollegin Nadine Lahn und reicht Patrick Goth, der vor dem Eingang des Foyers steht, eine Kiste. Die drei aus dem Team »User Experience« des Fraunhofer IAO sowie des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart sind gestern hunderte Kilometer weit angereist. Heute wollen sie bei Haniel, einem der größten und ältesten Familienunternehmen des Landes, einen Workshop mit dem Konzernbetriebsrat leiten und über die Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz (KI) diskutieren.

 

 

Wir wollen KI greifbar machen und ethische Fragestellungen aufzeigen.«

Patrick Goth, Praktikant im Team »User Experience« am Fraunhofer IAO

KI-Know-how in Unternehmen bringen

Mit dem KI-Infomobil, so heißt der türkisfarbene VW ID.Buzz, steuern sie über Monate hinweg zahlreiche Ziele in ganz Deutschland an, um KI-Know-how in die Unternehmen zu bringen. Seit September 2023 sind Busch, Lahn und gut zehn weitere Kolleginnen und Kollegen erst zu Werbezwecken auf Messen und Kongresse gefahren, und jetzt, im Frühjahr 2024, beginnen sie, Firmenzentralen und Werkshallen zu besuchen. In diesem Fall führt ihr Roadtrip sie erst vom Fraunhofer IAO in Stuttgart zu Haniel in Duisburg und im Anschluss zur Lufthansa nach Frankfurt, bevor sie nach Stuttgart zurückkehren. Ihre Mission, einmal mehr: So viele Menschen wie möglich zu befähigen, den Einsatz von KI in ihren Unternehmen mitzugestalten.

Wie wollen sie das anstellen? Und warum lohnt es sich, dafür tausende Kilometer umherzufahren? Das sollen die nächsten beiden Tage zeigen.

© Aristidis Schnelzer
Drei Forschende auf KI-Mission: Christine Busch, Patrick Goth und Nadine Lahn aus dem Team »User Experience« mit dem KI-Infomobil.
© Echo & Flut

KI-Studios

Im Projekt »KI-Studios« haben sich Forschende des Fraunhofer IAO sowie des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart zusammengetan, um Beschäftigte und deren Interessensvertretungen in ganz Deutschland über die Möglichkeiten, Einsatzgebiete und Grenzen von KI zu informieren. Erreichen wollen sie rund 2300 Betriebe aller Branchen mit einem Fokus auf kleine und mittelständische Unternehmen. 

Gelingen soll das zum einen mit den Besuchen und Workshops des KI-Infomobils. Zum anderen aber auch in zwei stationären Studios: eines im PionierHUB des Fraunhofer IAO im Werksviertel-Mitte in München (seit September 2023) und eines am IAT der Universität Stuttgart (seit Februar 2024). Weitere Partner-Studios sollen in ganz Deutschland entstehen.

Gefördert wird das Projekt mit 4,1 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Bundesminister Hubertus Heil sagte bei der Eröffnung des Münchner Studios: »Ich möchte, dass KI ganz selbstverständlich in der betrieblichen Praxis eingesetzt wird. Es geht darum, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz für Beschäftigte und Unternehmen voll auszuschöpfen. Mithilfe des Projekts KI-Studios bringen wir nun KI in Deutschland auf die Straße.«

Im Kofferraum des Bullis ruht das Herzstück des Projekts. Eine Kiste, groß wie ein Krankenhausbett, die Außenseiten verkleidet, an drei Seiten ein Bildschirm und innen ein Rechner. Normalerweise lässt sich die Kiste einfach ausfahren und steht, angelehnt an den Bulli, im Freien. Doch weil es heute nieselt, wuchten Christine Busch, Nadine Lahn und Patrick Goth sie ins Foyer.

Patrick Goth schaltet die Bildschirme an und startet die installierten Programme. Auf jedem der Bildschirme läuft jetzt ein Demonstrator, mit denen die Beschäftigten verschiedene KI-Modelle ausprobieren können. »Damit wollen wir KI greifbar machen und ethische Fragestellungen aufzeigen«, sagt Goth.

Nach und nach laufen die ersten Betriebsräte von Haniel durch die Eingangstür. Die ersten tippen auf den Bildschirmen herum. »Für uns als Betriebsrat ist KI größtenteils ein komplett neues Gebiet«, sagt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Kniehl.

Das Infomobil als Türöffner

Die Haniel-Gruppe, 1756 gegründet, verdiente ihr Geld einst mit Bergbau und mit Frachtschiffen. Heute agiert sie mit 21 500 Mitarbeitenden als Private Equity-Unternehmen, das Anteile an zehn Firmen hält, darunter BauWatch, CWS und Emma – The Sleep Company. KI steht laut Julia Dudenko, Senior Manager IT Programs, seit vergangenem Jahr mit drei Pilotprojekten auf der Agenda. »Bevor wir KI jedoch flächendeckend einsetzen«, sagt Dudenko, »müssen wir uns weiterbilden.« Deshalb begrüße sie es sehr, dass das KI-Infomobil auf seinem Roadtrip in Duisburg anhält.

Die Haniel-Gruppe steht stellvertretend für viele andere Firmen in Deutschland. Durch ChatGPT habe KI in den letzten Monaten einen unglaublichen Boom erfahren, sagt Christine Busch. Fast jedem sei klar geworden, dass man sich damit beschäftigen müsse. Bis 2035, prognostizierte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in einem Zeitungsinterview, werde es keinen Job mehr geben, der nicht in irgendeiner Weise mit KI zu tun hat. Doch wie ihre ersten Schritte in der KI-Welt aussehen könnten, das wissen viele Unternehmen nicht. »Das KI-Infomobil soll ein Türöffner sein«, sagt Christine Busch.

© Aristidis Schnelzer

 

Bevor wir KI flächendeckend einsetzen, müssen wir uns weiterbilden.«

Julia Dudenko, Senior Manager IT Programs bei der Haniel-Gruppe

Grundsätzlich kann so gut wie jedes Unternehmen in Deutschland das KI-Infomobil für einen Besuch anfragen. Das kostenlose Angebot ist Teil von KI-Studios, einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Projekt, das bis Ende 2024 läuft. Drei etwa zweieinhalb Stunden dauernde Workshops hat das Team in petto: einen für Beschäftigte, einen für Betriebsratsmitglieder und einen zu diskriminierungsarmer KI-Gestaltung. Das Interesse sei riesig, sagt Christine Busch.

Um 8.30 Uhr beginnt der Workshop bei Haniel. In einem Saal neben dem Foyer lässt Christine Busch die Mitglieder des Betriebsrats zu Beginn einen Fragebogen für die wissenschaftliche Begleitforschung des Projekts ausfüllen, in dem unter anderem Fragen zur Einstellung gegenüber dem betrieblichen KI-Einsatz enthalten sind. Anschließend bittet Busch sie zu den Demonstratoren vor die Tür.

Dort stellt Nadine Lahn einer Hälfte der 22 Teilnehmenden »AIKIDO« vor, ein KI-basiertes Textanalyse-Modell, das Dokumente erkennt und miteinander vergleicht. Hilfreich könnte es zum Beispiel im Einkauf sein, wenn analysiert werden muss, wie gut ein Angebot die Anforderungen einer Ausschreibung erfüllt. »AIKIDO« könnte diesen Prozess vereinfachen und eine Vorbewertung treffen.

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Lebendige Community: Der »Enkelfähig Campus« in Duisburg-Ruhrort ist ein Ökosystem für Innovation, das Haniel gemeinsam mit einer Reihe von Partnern aus Wirtschaft und Forschung gegründet hat. Das Foyer des Hauptgebäudes bietet den Teilnehmenden des KI-Workshops viel Platz zum Diskutieren und Ausprobieren.
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Zum Anfassen: Herzstück des Projekts ist diese Kiste, in der sich ein Rechner verbirgt. Die Demonstratoren auf den Bildschirmen laden die Beschäftigten dazu ein, KI-Modelle zu testen.
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Anregender Austausch: Beim Unternehmen Haniel diskutieren Workshop-Teilnehmende das Für und Wider eines KI-Einsatzes im Betrieb.

Lebhafte Diskussion

Hier reicht schon ein kurzer Input von Nadine Lahn aus, um eine tiefgreifende Diskussion anzuregen. Eine Teilnehmerin sagt: »Ich sehe schon die Gefahr, dass die KI Mitarbeiter kosten wird.« Nadine Lahn entgegnet: »Die Frage ist: Fallen die Arbeitsplätze wirklich weg? Oder können sich die Angestellten nicht eher mit anderen, sinnstiftenderen Dingen beschäftigen?« Worauf wiederum eine andere Teilnehmerin in die Runde fragt: »Aber meint ihr nicht, dass die Menschheit verdummt, weil sie sich nur noch auf technische Assistenten verlässt?« 

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Übersichtlich: Nadine Lahn moderiert die Diskussion und trägt Argumente zu Chancen und Risiken der KI zusammen.
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Workshop: Forscherin Christine Busch im Gespräch mit den Teilnehmenden.

Ähnliches geschieht auch bei Patrick Goth auf der anderen Seite der Kiste. Er stellt den übrigen elf Mitgliedern des Betriebsrats die Anwendung »ProKI« vor. Bei dieser hilft eine KI-gesteuerte Planungssoftware einer fiktiven Produktionsleiterin dabei, kurzfristig Ersatz für einen ausfallenden Kollegen zu finden. Bei der Auswahl helfen der KI zahlreiche Daten, unter anderem, über wie viel Erfahrung die jeweiligen Kolleginnen oder Kollegen verfügen. Dass diese erfasst würden, sorgt für Diskussionen in der Gruppe. Einer der Betriebsräte sagt: »Durch die Daten sehen Vorgesetzte, wen sie als Nächstes abbauen können.« Eine seiner Kolleginnen kontert: »Die Mitarbeitenden könnten die Daten ja auch nutzen, um Ansprüche durchzusetzen, weil sie im Detail sehen, wie viel sie im Vergleich zu ihren Kollegen leisten.« Der Workshop dauert gerade einmal eine halbe Stunde an, da werden schon die großen Fragen besprochen.

Anschließend kehrt die Gruppe in den Saal zurück und setzt sich an drei große Tische. »Super, dass es direkt zu solchen spannenden Diskussionen gekommen ist«, sagt Christine Busch und erklärt, wie es weitergeht. Die Fragen, die bei der Besichtigung der Demonstratoren aufgeworfen wurden, sollen jetzt im Workshop vertieft werden.

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Bunte Bauten: Mithilfe von Lego-Steinen versuchen die Teilnehmenden, ihre eigene Vorstellung von KI darzustellen.

Vorstellung von KI visualisieren

Dafür erhalten die Anwesenden zunächst mal je einen Beutel voller Lego-Steine. Damit sollen sie spielerisch erarbeiten, was sie sich metaphorisch unter KI vorstellen. Einige haben Schwierigkeiten, etwas so Abstraktes zu bauen, doch die meisten werden schnell kreativ. So stehen nach fünf Minuten zahlreiche bunte Bauten auf den Tischen. Eine Frau hat einen Spielplatz gebastelt. Eine andere ein Flugzeug, auf dem ein Mensch mit Steuerrad in der Hand sitzt, ein Mann eine Brücke und ein anderer eine Serverfarm. Im Anschluss teilen und diskutieren sie ihre Ergebnisse. 

Anschließend geht es in die Kern-Diskussion des Tages, in deren Verlauf die Gruppe die besichtigten KI-Anwendungen gemeinsam bewerten soll. So wie sie das im Alltag mit fast allen Neuerungen im Konzern tun müssen. Welche Vorteile ergeben sich? Und wo muss aus Arbeitnehmendensicht dringend nachgeschärft werden?

Jeder der drei Tische bekommt einen der Demonstratoren zugewiesen. Eine der Gruppen beschäftigt sich mit der Planungssoftware für die Schichtleiterin. Auf Klebezetteln werden dann die Vorteile der Software notiert: verbesserte Personalauslastung, erhöhte Produktivität, verkürzte Reaktionszeit. Schnell dreht sich die Diskussion jedoch wieder – weg von den Vorteilen, hin zu den Risiken. »Wir werden immer mehr überwacht«, beklagt sich einer. Ein anderer sagt: »Mir fallen eher Vorteile für das Unternehmen ein, fast keine für die Mitarbeiter.« Nadine Lahn moderiert die Diskussion an diesem Tisch souverän, stellt immer wieder Zwischenfragen und notiert sich Stichworte.

In einem dritten Schritt sollen die Teilnehmenden all ihre Fragen in eine »AI Canvas« übertragen. Das ist ein Plakat, eine Art strukturierte Übersicht, die am Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem IAT der Universität Stuttgart entwickelt wurde. Darauf stehen Fragen, mit denen sich der Betriebsrat der KI-Anwendung annähern kann. Am Ende jeder Frage ist eine Ampel gezeichnet, auf der die möglichen Herausforderungen bewertet werden sollen. Die Fragen lauten etwa: Werden zu viele Daten erhoben? Könnten durch die KI zusätzliche Belastungen für die Mitarbeitenden entstehen? Dann sollen sie überlegen, wie sie diese Herausforderungen bewerten würden. Rotes Licht auf der Ampel heißt, die Anwendung birgt zu große Risiken. Gelb heißt, hier braucht es Anpassungen. Grün heißt keine Risiken. Überall im Raum sind nun angeregte Diskussionen zu hören.

Eine halbe Stunde später sind die Plakate vollgeschrieben, die Ampeln leuchten in allen drei Farben. Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor. Die grundsätzliche Stimmung lässt sich etwa so zusammenfassen: An KI kommen wir nicht vorbei, wir wollen sie jedoch nicht zum Nachteil des Menschen einsetzen.

Beim anschließenden Mittagessen beugt sich eine der Betriebsrätinnen zum Abschied über den Tisch und sagt: »Wisst ihr, der Mensch ist immer etwas vorsichtig, wenn es um etwas Neues geht. Natürlich haben wir Angst, dass es uns wegen der KI irgendwann nicht mehr braucht. Aber: Der Tag heute hat sehr geholfen, dass ich etwas klarer sehe. Dankeschön!«

Nächste Station: Lufthansa

© Aristidis Schnelzer

 

KI ist gerade sehr sexy. Sie trägt dazu bei, Innovationen voranzutreiben und neue Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Wir möchten unsere Mitarbeitenden empowern.«

Veranika Daniels, Learning and Development Manager bei Lufthansa

Am nächsten Morgen zischt eine Kaffeemaschine, klappern Tassen, scheuern Tabletts. Neben dem Bistro im Eingangsbereich der Konzernzentrale der Lufthansa AG wuseln Christine Busch und Patrick Goth umher und sprechen passierende Angestellte auf deren Weg zum Pausenkaffee an. 

Gestern Nachmittag sind die beiden aus Duisburg nach Frankfurt gefahren, haben in einem Gasthaus in der Nähe des Flughafens übernachtet und sind heute frühmorgens zur Lufthansa gekommen. Mit ihrer Teamleiterin Nora Fronemann, die dazugestoßen ist, haben sie die Demonstratoren wieder aufgebaut. Diesmal haben sie noch einen großen Bildschirm daneben gestellt. Darauf laufen ein Sprachmodell und ein Diffusionsmodell, welche aus einem Sprachbefehl ein Bild zeichnen. Es richtet sich vor allem an Schreinerinnen und Schreiner, wäre in abgewandelter Form aber auch für die Lufthansa-Beschäftigten interessant.

Auf einem Hocker neben dem Demonstrator sitzt Veranika Daniels, Learning and Development Manager bei Lufthansa. Sie erzählt, dass die Lufthansa AG nach dem Corona-Schock wieder stark in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten investiere und verschiedene Lernangebote aufgebaut habe. Eine davon beschäftige sich allein mit KI. Veranika Daniels sagt: »KI ist gerade sehr sexy. Sie trägt dazu bei, Innovationen voranzutreiben und neue Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Wir möchten unsere Mitarbeitenden empowern. Sie sollen inspiriert werden und Lust bekommen, das Thema anzufassen.« Das Interesse am KI-Infomobil und am Workshop, der am Nachmittag stattfindet, sei schon bei der Ankündigung riesig gewesen. »So schnell war noch kein anderes Lernangebot ausgebucht«, sagt Daniels.

Tatsächlich stoppen später, in der Mittagspause, viele Angestellte auf ihrem Weg ins Bistro an dem Demonstrator. Ein Mann zeichnet ein Flugzeug der Lufthansa. Nora Fronemann wird von einer Frau angesprochen: »Wie kann ich denn jetzt ganz persönlich KI einsetzen? Welche Möglichkeiten gibt es?« Nebenan diskutiert ein Jurist mit Christine Busch über die Fehlerhaftigkeit von ChatGPT-generierten Anwaltsschreiben. Auf einem Plakat nebenan haben schon einige Beschäftigte geschrieben, in welchen Bereichen sie sich den Einsatz von KI vorstellen können (»Personalwesen«) – und in welchen eher nicht (»Fliegen«).

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Theorie und Praxis: Nach einer Einführung in die Möglichkeiten von KI im Unternehmen arbeiten Lufthansa-Mitarbeitende im Rahmen des Workshops an konkreten Anwendungsfällen.
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Workshop mit Beschäftigten

Nach dem Mittagsansturm wird es wieder ruhig. Zeit für Christine Busch, den Workshop-Raum zu präparieren.

In der »Foxtrot Arena«, einem offenen Raum mit kleiner Holztribüne, Tischen, Stühlen und einer Beamerwand, läutet sie um 14 Uhr dann den Workshop ein, er heißt »KI passgenau«. Diesmal wird nicht der Betriebsrat angesprochen, sondern Beschäftigte des Konzerns. Gekommen sind Menschen aus allen Sparten: eine Projektmanagerin, eine Frau aus dem Customer Information Management, eine Personalerin, ein Data-Science-Student und ein Mitarbeiter aus dem Ertragsmanagement.

Auch hier starten sie wieder mit einem Rundgang zu den Demonstratoren und der Lego-Bauaufgabe. Dann jedoch sollen die Beschäftigten einen konkreten Anwendungsfall für KI in ihrem Unternehmen ausarbeiten. Geteilt in drei Gruppen überlegen sie. Bunte Klebezettel zeigen wenig später das Ergebnis: Projektplanung, Auftragsanalyse, Einsatzplanung von Flug-Trainerinnen und -Trainern Kreativitätsunterstützung, Präsentationen erstellen, Meetings organisieren, Protokolle erstellen, E-Mails beantworten, Dokumente zusammenfassen.

Die jeweils beliebteste Idee bearbeiten die Angestellten anschließend in Gruppen. An einem Tisch geht es um KI-basierte Präsentationen, an einem um das Verarbeiten großer Datenmengen und am dritten Tisch sprechen sie über eine KI, die Anrufe im Kundenzentrum entgegennehmen könnte. Am Ende stellen sie sich gegenseitig die Ergebnisse vor.

Workshop als Startschuss

Hier wirkt die Stimmung etwas euphorischer, fast alle Anwesenden wünschen sich, unliebsame Aufgaben von einer KI abgenommen zu bekommen. Viele sehen den Workshop als Startschuss. Und doch wird auch hier viel diskutiert, so wie beim Betriebsrat von Haniel am Tag zuvor. Am Ende der beiden Tage steht die Erkenntnis: Es gibt noch viel Gesprächsbedarf.

Christine Busch und Nora Fronemann packen schließlich ihre Sachen zusammen. Sie wuchten den Demonstrator-Aufbau zurück in das KI-Infomobil, rollen die Plakate zusammen, klappen die Kofferraumtür zu. Dann fahren sie den Bulli vom Gelände. Nächste Woche fährt das Infomobil nach Villingen-Schwenningen, dann nach Berlin, nach Leipzig, nach Gera und Wendelstein. Der Roadtrip geht weiter.

Weitere Informationen

Forschungsbereich

Mensch-Technik-Interaktion

Technik ergonomisch und intuitiv gestalten, Digitalisierung sicher umsetzen, individuelle Nutzungserlebnisse entwickeln – das sind die Fokusthemen des Forschungsbereichs »Mensch-Technik-Interaktion«.

 

KI-Studios

Ziel des Projekts »KI-Studios« ist es, Beschäftigte und deren Interessenvertretungen für die Mitgestaltung von betrieblichen Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) zu befähigen. Alle Infos zum KI-Infomobil, den Demonstratoren sowie den stationären KI-Studios gibt es auf der Projektwebseite.

Veranstaltungsangebot

Im Rahmen der KI-Studios finden regelmäßige Workshops statt, die KI erlebbar machen und der Frage nachgehen, was Mitarbeitende, Interessensvertreterinnen und Entscheidungstragende brauchen, um betriebliche KI-Anwendungen gemeinsam zu gestalten.

 

Aus dem Magazin »FORWARD

Diese Reportage ist Teil des Magazins 1/24 des Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem IAT der Universität Stuttgart.