Kunst und Tomaten

Urban Farming

© URKERN 2022_Ivana Bilz
Grünes Quartier: Im Werksviertel-Mitte werden Urban-Farming-Konzepte getestet.

Kann Urban Farming in Zukunft zur Versorgungssicherheit der Menschheit beitragen? Und was würde das für unsere Städte bedeuten? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Forschende und Kunstschaffende im Münchner Kreativquartier Werksviertel-Mitte.

 

Die größte Rooftop-Farm der Welt findet sich auf dem Dach einer Messehalle in Paris: Auf rund 14 000 Quadratmetern gedeihen hier Erdbeeren, Tomaten und andere essbare Pflanzen. Die gesamte Anbaufläche beträgt dank vertikaler Beete gar 80 000 Quadratmeter, tägliche Ernte in der Hauptsaison: bis zu eine Tonne Obst und Gemüse.

Eine Stadt, die sich selbst mit Lebensmitteln versorgt: Die Idee klingt verlockend. Doch kann Urban Farming wirklich zur Versorgungssicherheit der Menschheit beitragen? Mit dieser Frage haben sich Forschende des Fraunhofer IAO unter der Projektleitung von Prof. Dr. Vanessa Borkmann auseinandergesetzt. Im Rahmen des Projekts »Immersive Urban Food Landscapes« haben sie den Bedarf an Lebensmitteln sowie die Möglichkeiten von deren Produktion und Nutzung im »Werksviertel-Mitte« in München untersucht. Sie wollten wissen, welche Formen von Urban Farming sich hier lohnen würden und wie aktuelle Trends im Outdoor und Indoor Farming, Digitalisierung, Kreislaufkonzepte sowie Innovationen wie Multiaquaponik, hochleistungsfähige Produktionssysteme oder Precision Farming in die Umsetzung gebracht werden können.

In einer zweiten Projektphase sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zu diesem Zwecke wurden sie Martina Taubenberger und Benjamin Jantzen, die das Programm »Werksviertel-Mitte Kunst« kuratieren, übermittelt. Diese wiederum haben Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, sich mit den Impulsen der Wissenschaft zu beschäftigen. »Es geht nicht darum, lediglich zu illustrieren, was möglich wäre«, sagt Martina Taubenberger. »Was wir erreichen wollen, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema.« Dabei kann »Augmented Reality« ebenso ins Spiel kommen wie ein ganz realer Hühnerstall samt Lärm und Dreck als Kunstobjekt im Werksviertel-Mitte. »Kunst kann Denkprozesse anstoßen, indem sie überzeichnet und provoziert«, so Taubenberger. »Das ist unser Ziel.« »Als Forschende können wir aufzeigen, welche Schritte notwendig sind, um ein nachhaltiges System der Lebensmittelproduktion im urbanen Raum zu schaffen«, sagt Steffen Braun, Leiter des Forschungsbereichs Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer IAO. Zugleich sei es aber notwendig, dieses Wissen auch in die Gesellschaft zu tragen. »Die Kunst kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, weil sie zur kritischen Auseinandersetzung anregt.« Die Werke, die im Rahmen des Projekts entstehen, sind im Sommer 2023 im Werksviertel-Mitte zu sehen.

© Achim Frank Schmidt
Co-Kuratorin des Programms »Werksviertel-Mitte Kunst« Martina Taubenberger lädt Künstlerinnen und Künstler zur Auseinandersetzung mit dem Thema ein.
© Fraunhofer IAO | Ludmilla Parsyak
Blick aus dem Riesenrad auf das Werksviertel-Mitte München.
© Fraunhofer IAO | Ludmilla Parsyak
Im Werksviertel-Mitte in München forscht und erprobt das Fraunhofer IAO ab 2022 gemeinsam mit lokalen Partnern Ideen und Konzepte, die das Leben in der Stadt nachhaltiger gestalten: von Urban Farming bis hin zu Innovation Zones.
© Fraunhofer IAO | Ludmilla Parsyak
Im Werksviertel-Mitte in München forscht und erprobt das Fraunhofer IAO ab 2022 gemeinsam mit lokalen Partnern Ideen und Konzepte, die das Leben in der Stadt nachhaltiger gestalten: von Urban Farming bis hin zu Innovation Zones.

Weitere Informationen

Wie sieht das Quartier der Zukunft aus?

Dieser Frage widmen sich Forschende des Fraunhofer IAO und Akteure
des Werksviertel-Mitte im Rahmen der Forschungskooperation »pionierWERK«. Bis 2032 stellt das rund 10 Hektar große Quartier im Zentrum von München zum einen ein wachsendes Innovationsökosystem dar, in dem Zukunftslösungen entwickelt und getestet werden. Zugleich
fungiert das Viertel als Reallabor für Konsumweisen, klimafreundliche Infrastruktur, soziale Kreislaufwirtschaft und urbane Landwirtschaft: Was hier passiert, wird von den Forschenden des Fraunhofer IAO datengestützt begleitet, um neue Erkenntnisse zur Gestaltung klimaneutraler Lebens- und Wirtschaftsräume zu gewinnen.

 

Projekt

Immersive Urban Food Landscapes

In Kooperation mit dem Programm »Werksviertel Mitte Kunst« visualisiert das Fraunhofer IAO innovative Konzepte für stadtintegrierte Lebensmittelerzeugung im Werksviertel-Mitte München.

 

Innovationsverbund

Future Districts Alliance

Damit etabliert das Fraunhofer IAO eine Open-Innovation-Plattform, um aktuelles Praxis-Know-how und Erkenntnisse der angewandten Forschung für eine zirkuläre Wertschöpfung von und in Quartieren von morgen zu bündeln.

 

PionierHUB im Werksviertel-Mitte München

Im PionierHUB in München werden innovative und zukunftsorientierte Projekte wissenschaftlich begleitet und bei der konzeptionellen Umsetzung unterstützt.

 

Aus dem Magazin »FORWARD

Dieses Feature ist Teil des Magazins 1/23 des Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem IAT der Universität Stuttgart.