Die Morgenstadt-Macher
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat bereits vor einigen Jahren die Rolle von Städten als »Treiber« von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Innovationen erkannt. Im Jahr 2011 haben sich Fraunhofer-Experten aus unterschiedlichen Themen- und Anwendungsfeldern zusammengeschlossen, um Städte auf ihrem Weg zu mehr Innovation zu unterstützen. Im Verbundforschungsprojekt »Morgenstadt: City Insights« (m:ci) bündeln zehn Fraunhofer-Institute sowie weitere 37 Partner aus Städten, Kommunen und Industrie ihre Kompetenzen und bieten Städten verschiedene Formen der Unterstützung für die nachhaltige Stadtentwicklung an.
Morgenstadt City Labs
Eine konkrete Form der Zusammenarbeit zwischen Städten und Fraunhofer-Forschern stellt das Konzept »City Lab« dar. Dabei handelt es sich um eine Tiefenanalyse von Städten, die auf Vorgehensweisen, Instrumenten und Ansätzen des Fraunhofer Morgenstadt-Systemansatzes basiert und die inzwischen in zahlreichen Städten im Inland (Berlin, Chemnitz) aber auch im europäischen Ausland (Prag, Lissabon, Tbilisi) umgesetzt wurde. Während die meisten Studien zu Städten sich auf makroökonomische Daten wie Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie Immobilienpreise beziehen, geht das Forschungsteam beim City-Lab-Ansatz anders vor: Quantitative und qualitative Daten der Stadtanalyse werden hier miteinander kombiniert. Zudem halten sich die Fraunhofer-Forscher mehrere Wochen vor Ort auf und machen sich ein Bild von der Stadt. Sie sprechen mit den wichtigsten Akteuren und Stakeholdern und führen Workshops durch. Auf Basis dieser Erkenntnisse erhalten die Städte konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungsmaßnahmen.
Morgenstadt City Index
Mit dem »Morgenstadt City Index« hat das Forschungsteam der Fraunhofer Morgenstadt-Initiative ein Analysetool entwickelt, anhand dessen Städte und Kommunen ihre Zukunftsfähigkeitmessen und vergleichen können. Der »Morgenstadt City Index« umfasst 28 Indikatoren, die eine objektive Einstufung unter den vier Säulen »Lebenswerte Stadt«, »Resiliente Stadt«, »Umweltgerechte Stadt« und »Innovative Stadt« erlauben. Diese umfassende Bestandsaufnahme spiegelt die Lebenswirklichkeit in weitaus höherem Maße wider, als es übliche Städte-Rankings ermöglichen, die sich auf einzelne Bereiche beschränken. Grundlage der Analyse sind Daten und Statistiken, die bereits vorliegen und als belastbar gelten, z. B. Zahlen zu Arbeitslosigkeit, ärztlicher Versorgung, finanzieller Lage, CO2-Emission sowie hochqualifizierte Arbeitsplätze und Firmengründungen. Durch die Vergleichbarkeit ergeben sich für die betreffenden Städte wirklichkeitsnahe Kriterien zur Beurteilung der eigenen Stärken und Schwächen und somit Ansatzpunkte zu einer zukunftsorientierten Stadtentwicklungspolitik sowie zur Schärfung des eigenen Profils.
30 Städte haben sich dem wissenschaftlichen Städte-Ranking schon unterzogen. Die vorläufigen Ergebnisse sind unter www.morgenstadt.de/morgenstadt-index einsehbar.
Future Cities BW
Der neueste Baustein im Morgenstadt-Netzwerk ist die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg geförderte Koordinierungsstelle »Future Cities BW«. Ziel ist es, lokale und ausländische Akteure im komplexen Themenfeld Stadt rund um die Bereiche nachhaltiges Bauen, internationale Stadtentwicklung und urbane Technologien zu vernetzen. Denn baden-württembergische Lösungsanbieter sind zwar weltweit erfolgreich bei der Planung und Ausstattung ganzer Städte, doch die Kleinteiligkeit der Branche erschwert die Internationalisierung und Initiierung multidisziplinärer Projekte und Partnerschaften. Die Koordinierungsstelle wird vom Fraunhofer IAO partnerschaftlich mit der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen DGNB geführt. Neben der Vernetzung lokaler Akteure aus Baden-Württemberg sollen die Zielmärkte Brasilien, China, Indien und der arabische Raum hinsichtlich des Themas nachhaltiges Bauen in den Fokus genommen werden.
Über die Webseite www.morgenstadt.de bietet das Morgenstadt-Team praktische Unterstützung, Leitfäden und Veranstaltungen für Städte, Kommunen und Unternehmen an.