Im Zuge der Pandemie haben sich viele ältere Menschen und Risikogruppen zurückgezogen. Die mangelnde soziale Nähe hat negative Auswirkungen auf die Lebensfreude und die Motivation, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Um dieser sozialen Isolation entgegenzuwirken, hat ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sowie des kooperierenden Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart am Leistungszentrum »Mass Personalization« den Begleitroboter »Josy« entwickelt, der nun als Winner in der Kategorie Excellent Product Design: Medical Rehabilitation and Health Care beim German Design Award ausgezeichnet wurde.
Design von Josy schafft Akzeptanz und Vertrauen
»Josy« ist eine emotionssensitive Technologie, welche als Interaktionspartner für Betroffene dient und deren Lebensqualität steigert. Die Grundidee von »Josy« ist es, auf Basis eines handelsüblichen Tablets mittels Application Software, ein frugales Device zu schaffen. Dadurch können Sozialfunktionen komplexer und teurer Begleitroboter erfüllt, aber günstig und personalisierbar hergestellt und vertrieben werden. »Die Beziehung zwischen dem Menschen und der Technologie spielt in unserem Use Case eine besondere Rolle« sagt Franziska Braun, die das soziale Device maßgeblich mitgestaltet hat. »Unser Produkt adressiert eine Zielgruppe, die in der Regel wenig technologieaffin ist. Hinzu kommt, dass die Betroffenen sich durch die Pandemie in einer emotional schwierigen Situation befinden. Die Menschen sind unsicher und beunruhigt. Bevor wir also das Problem der Einsamkeit adressieren können, müssen wir zunächst Akzeptanz und Vertrauen schaffen« ergänzt Braun. Daher sei es wichtig das Produkt freundlich, nahbar und verständlich zu gestalten und durch Personalisierungsfunktionen zusätzlich emotional aufzuladen. Auch die wattierten Stoffhüllen erfüllen eine wichtige Funktion:Sie schaffen ein haptisches Erlebnis, welches die Bindung zum Produkt fördert und dadurch Angehörigen die Möglichkeit gibt, an der Personalisierung des Device mitzuarbeiten. Auch der Nostalgie Faktor spielt eine Rolle. Die Stofftier ähnliche Hülle und der rund-freundliche, fast schon kindlich wirkende Avatar »Josy« triggert bei den Nutzenden Gefühle aus der Kindheit. So entsteht eine Atmosphäre, die die meisten mit Geborgenheit, Fantasie und Unbeschwertheit assoziieren. »Josy ist mehr als eine App. Josy ist ein Erlebnis!« bilanziert Franziska Braun.
Angehörige können Josy mit Videos und Bildern personalisieren
Um »Josy« so emotional wie möglich zu gestalten, gibt es die Möglichkeit, die Hard- und Software mit personalisierten Eigenschaften anzureichern. Dazu gehören beispielsweise persönliche Bilder, Videos und Literatur, die auf »Josy« für den jeweiligen Nutzenden abgespielt werden können. Aber auch Eigenschaften der Interaktion und des physischen Auftretens können so ausgestaltet werden. »Wir möchten mit Josy ein Stück Lebensqualität zurückgeben«, betont Franziska Braun.
Derzeit ist »Josy« prototypisch umgesetzt und wird in den nächsten Schritten gemeinsam mit potenziellen Nutzenden getestet und iterativ weiterentwickelt. Im Schulungsangebot »Josy dein persönlicher Begleiter« des Leistungszentrum Mass Personalisation bekommt man Einblicke in den Entwicklungsprozess und in erste gewonnene Erkenntnisse.