Je mehr Assistenzsysteme und intelligente Technik uns umgeben, desto wichtiger wird es, dass uns diese nicht überfordern. Dies gilt ganz besonders im Auto. Hier muss man sich auf die Fahraufgabe konzentrieren und möchte nicht abgelenkt werden. Wie sieht es jedoch aus, wenn das Fahren immer mehr zum automatisierten Fahren wird? Und wie können Assistenzsysteme den Fahrenden unterstützen? Diese Fragestellung hat Lesley-Ann Mathis, Wissenschaftlerin im Forschungsbereich »Mensch-Technik-Interaktion«, untersucht und auf der Konferenz »Mensch und Computer« im sogenannten Scientific Track vorgestellt. Ihr Beitrag hat großen Anklang gefunden und wurde mit dem »Honorable Mention Paper Award« ausgezeichnet.
Mit dem »Wizard-of-Oz«-Testfahrzeug simulieren Forschende autonomes Fahren
Im Rahmen des Projekts »KARLI (Künstliche Intelligenz (KI) für Adaptive, Responsive und Levelkonforme Interaktion im Fahrzeug der Zukunft) hat Lesley-Ann Mathis die Interaktion zwischen dem oder der Fahrenden und dem Fahrzeug untersucht. Zum einen in Online-Studien, diese Ergebnisse hat sie im jetzt ausgezeichneten Paper verarbeitet. Zum anderen bei einem Versuchsaufbau – auch »Wizard-of-Oz« genannt. Hier steuert ein Mensch von der Rückbank aus das Fahrzeug, wobei die Testperson der Meinung ist, dass das Fahrzeug autonom fährt. Die automatisierten Funktionen sind also nicht vollständig autonom, sondern ein menschlicher Operator übernimmt aus dem Hintergrund die Fahrzeugsteuerung und trifft Entscheidungen in bestimmten Situationen. Dies ermöglicht es den Forschenden, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu testen, ohne ein vollständig autonomes System entwickeln zu müssen. Im Fahrzeug der Zukunft sind Sensoren verbaut, die Faktoren wie Stress oder Müdigkeit, erfassen können. Damit lassen sich menschliches Verhalten und Nutzererfahrungen in realistischen Szenarien analysieren.
Nutzungsstudien geben Aufschluss über Interaktions-Szenarien
In ihren Nutzungsstudien hat Mathis sich auf KI-basierte Sprachassistenzsysteme fokussiert. Neben der Erfassung der physiologischen Daten wie z.B. die Herzrate oder Hautleitfähigkeit über eine Smartwatch hat Mathis die Probanden auch zu ihrem subjektiven Empfinden befragt und so Aufschluss darüber erhalten, welche Art von Interaktion sich in welcher Gemütslage eignet oder akzeptiert wird. »Viele der Nutzenden möchten nicht von einem Assistenzsystem bevormundet werden«, sagt Mathis. Sie hat festgestellt: Je persönlicher die Datenerfassung wird, desto geringer ist die Akzeptanz von Seiten der Nutzenden. Dringliche und rein funktionelle Hinweise wie Meldungen zum Benzin- oder Akkustand werden besser akzeptiert als Musikvorschläge oder Hinweise auf Sehenswürdigkeiten auf der Strecke. »Es hängt aber auch sehr davon ab, in welcher Situation sich die Testperson gerade befindet: im Stau, auf dem Weg zur Arbeit oder durch eine beschauliche Landschaft bei wenig Verkehr fahrend. Ein KI-basiertes Assistenzsystem kann aus Interaktionen lernen und sich individuell an Personen und Situationen anpassen« erläutert Mathis.
Wer selbst erleben möchte, wie automatisiertes Fahren in Zukunft aussehen könnte, hat am 18. September 2024 beim Abschlussevent des Forschungsprojekts KARLI in der ARENA2036 Gelegenheit dazu. Die Projektpartner stellen hier ihre Ergebnisse aus drei Jahren Forschung anhand von anschaulichen Demonstratoren vor.