Zwar werden Nachhaltigkeit und Luxus in der Bevölkerung oft als Gegensätze wahrgenommen, doch die Befragungsergebnisse zeigen, dass deren Bedeutung stark vom Alter abhängt und sich das Verständnis für Luxus langsam wandelt. So scheinen die jüngeren Generationen (Y-Z) die Attribute »nachhaltig« und »fair« stärker mit Luxus zu verbinden als die älteren. Wer die kommenden Konsumgenerationen für sich gewinnen will, muss demnach auch den Fahrzeuginnenraum im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft denken. Insgesamt werden die Materialgruppen Holz und Leder von den Befragten als am hochwertigsten wahrgenommen, während in Deutschland Holz stärker als hochwertig wahrgenommen wird, steht Leder in den USA an erster Stelle. »Im Automotive-Bereich kennt man bisher eher sehr gleichbleibende Oberflächen. Aber das braucht es künftig nicht mehr, da das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Menschen wächst, und sie dieses auch mit einer entsprechenden Farb- und Materialgestaltung in ihren Fahrzeugen zeigen wollen«, so Karin Bobka, Design- und Mobilitätsforscherin am Fraunhofer IAO.
Hinsichtlich der Preisbereitschaft für die Personalisierung spezifischer Komponenten würde das meiste Geld für die Integration smarter Flächen ausgegeben werden. Die chinesischen Teilnehmenden würde hierbei einen deutlich höheren Preis bezahlen. Die deutschen Probandinnen und Probanden würden hingegen signifikant mehr Geld für die Integration nachhaltiger Materialien ausgeben. Die Option, spezifische Komponenten im Fahrzeuginnenraum nach einer gewissen Zeit auszutauschen oder nachzurüsten, wird als am interessantesten bewertet. Insgesamt wird deutlich: Jede Generation nimmt die Materialien anders wahr – und stellt damit besondere Anforderungen an die Design- und Entwicklerteams der Fahrzeugkabinen der Zukunft. Es gilt also, nachhaltige Materialien mit einem zielgruppenspezifischen und hochwertigen Design zu kombinieren.
Anwendungsbeispiele für die Automobilindustrie
Neben dem Fraunhofer IAO sind auch die vier Mitglieder des Fraunhofer-Projektzentrums Wolfsburg am Forschungsprojekt »futureFlexPro« beteiligt – die Institute Fraunhofer IWU, IST, IFAM und WKI. Ziel des Projekts ist die Erarbeitung modularisierbarer Lösungen für nachhaltige, funktionsintegrierte Komponenten zukünftiger Fahrzeuggenerationen unter Berücksichtigung einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft sowie einer durchgängigen ökonomischen, ökologischen und technologischen Bewertung im Kontext von Markt- und Absatzszenarien.
Dazu werden im Projekt nachhaltige, modular einsetzbare Komponenten für zukünftige Fahrzeuggenerationen als Anwendungsbeispiele für die Automobilindustrie konzipiert und umgesetzt, die den sich verändernden Nutzungsverhalten und -bedürfnissen gerecht werden. Dabei sind unter anderem bereits Demonstratoren aus Flachsfaserverbund-Material entstanden, die eine smarte Touchfläche durch leitfähige Garne integriert haben. Damit liefert die Forschungsarbeit wichtige Ansatzpunkte für die Automobilindustrie, um auf aktuelle Trends und gesellschaftliche Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu reagieren und bedürfnisorientierte Designs zu entwickeln.