Sie gelten als »das neue Öl«: Daten werden zunehmend zum Treiber für Wirtschaft und Innovation. Im Interview erklärt Prof. Dr. Anette Weisbecker, stellvertretende Institutsleiterin am Fraunhofer IAO sowie am Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, wie das Institut Unternehmen dabei unterstützt, ihren Datenschatz zu heben. Und welche Rolle KI, Quantencomputing und Datenökosysteme dabei spielen.
Frau Weisbecker, wir befinden uns auf dem Gelände von IBM in Ehningen. Hier entsteht unter Mitwirkung des Fraunhofer IAO ein Ökosystem rund um Quantencomputing. Dessen Nukleus ist sogar schon in Betrieb: der »System Quantum ONE«. Was ist das Besondere an diesem Computer, von dem uns hier nur zwei Glasscheiben trennen?
Der System Quantum ONE war 2021 der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer in Europa und zugleich der erste Quantencomputer, der unter deutschem Recht agierte. Betrieben wird er von IBM, Fraunhofer hat jedoch exklusive Nutzungsrechte im Rahmen einer engen Kooperation. Das ist eine tolle Gelegenheit, Unternehmen Zugang zu der neuen Technologie zu ermöglichen.
Was bedeutet das konkret?
Forschende aus Wirtschaft und Wissenschaft stehen vor immer komplexeren Fragestellungen, die nur mit enormer Rechenleistung zu lösen sind. Das gilt zum Beispiel für die Entwicklung medizinischer Wirkstoffe, für Fragen des Risikomanagements im Finanzbereich, für Aufgaben in der Materialforschung oder in der Prozessoptimierung, etwa bei der Routenplanung von Lkw-Flotten. Früher brauchte man gewaltige Hardware-Kapazitäten und lange Rechenzeiten, um Probleme in diesen Bereichen zu lösen, weil »normale« Computer Rechenoperationen nur nacheinander ausführen können. Quantencomputer hingegen können zahlreiche Aufgaben parallel lösen, was eine enorme Beschleunigung der Rechenarbeit bedeutet.